Bernd Prekopp aus Groß- Boltenhagen,
der wollte nie mehr Frauen schlagen,
doch kam es zu nem wilden Streit
um eine gar jungfräulich Maid,
nun liegt er hilflos unterm Wagen,
Herr Prekopp aus Groß-Boltenhagen.

Gefesselt schubste sie ihn fort
an diesen Gott verdammten Ort,
sie ließ ihn zwischen Felgen schmoren
und unter rost'gen Auspuffrohren,
kein Mitleid mit Herrn P. aus G.,
warum nur tat er ihr so weh?

Sein Wimmern klang verzweifelt nun,
selbst Schmitzens und die alte Thun,
sie lauschten sieben Blocks entfernt
den Missetaten des Herrn Bernd.
Verständnis für Gewalt gabs keins,
nur schwarz und weiß und meins und deins.

In Schubladen rasch eingruppiert
ist Prekopp schließlich leis krepiert,
so stellt sich wie so oft die Frage,
was tritt beim Opfer wohl zu Tage?
Es kann auch rasch zum Täter werden,
schubladenungeeignet hier auf Erden.

Selbstjustiz ist sicher verwerflich, liebes Frollein, aber manchmal muss auch mal die moralische Gerechtigkeit siegen und nicht findige Anwälte.
Wäre die Justiz und das Leben immer gerecht, müssten manche Opfer dem nicht ein wenig nachhelfen, auch wenn sie sich selbst zum Täter machen.
Grundsätzlich sollte das aber die Ausnahme bleiben.

Diesen Zwiespalt, den man empfindet, hast du sehr klug dargestellt.

Sirius

Na, Sirius, dann würd ich mir glatt mal ein Thema verfehlt attestieren. Ich wollte zeigen, dass die unsägliche Einteilung von Menschen in Kategorien mir absurd scheint....so wird der Opfer zum Täter und vice versa ....

Aber ich danke dir sehr für die Rückmeldung, für mich ist es immer wieder interessant, wie Leser meine Texte lesen...

Liebe Grüße

Frollein a.

Ja, da haben wir den Salat!
In den ersten beiden Strophen erschien es mir, als ob jemand, der Frauen schlägt, gefesselt unterm Auto liegt.
Daraus habe ich etwas falsches geschlossen, sorry bitte!

Sirius

Nein, alles gut! Genau so war's gemeint - der Salat war in meinem Kopf.... Ich neige zu Gedankensprüngen.....

Jumping Frollein

Liebes Frollein,

eine schreckliche Geschichte. Ich kenne das mit den Gedankensprüngen und wie oft, kann man mir dann nicht folgen.
Dieses Schubladenklischee hast Du aber sehr interessant dargestellt.Ich habe Mitleid mit Herrn P. aus G....

Nachdenklich grüßt

Letreo

Ja Letreo, das genau ist das Spannende...der Täter , das arme Opfer, der böse Täter, da kullern die Schubladen durcheinander!

Liebes vom frolleinchen

Beziehungstaten sind 80% der Morde. Meistens sind die Menschen vorher völlig unbescholten, bis ihnen sprichwörtlich der Kragen platzt.
Dein Gedicht ist wohltuend von jeder Bewertung frei, aber vergisst die berühmte Frage nicht: Warum hast Du mir wehgetan?
Ursachenforschung und Kategoriesucht sind sich fremd. Ganz besonders bei Triebtätern oder sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen wird dies deutlich- und wirklich schwierig.
Beim textlichen Handwerk bist Du kein Risiko eingegangen. Ist auch bei Gedichten dieser Art fast besser so. Also- nicht ab in die Tonne, sondern lesenswert .

Lieber Gregory,

danke für den differenzierten Kommentar . Ja, die ständigen Wertungen im Umgang miteinander empfinde ich als Geißel der Menschheit. Wie angenehm wäre es, wenn wir uns einfach nur fein beobachteten anstatt einander in Schubladen zu stecken, auch , wenn dann vielleicht dem ein oder anderen die Welt unstrukturiert vorkäme.

Herzlichst

Frollein