Ach Dresden, wunderschöne Stadt,
an dir sah ich mich niemals satt!
Ich bin geschnitzt aus deinem Holz
und war deswegen mächtig stolz.
Das Schloss, die Oper, das Palais,
die Fischlein im Carolasee,
der Zwinger mit dem Kronentor -
voll Staunen stand ich einst davor.
Und schalt dich einer ahnungslos,
so dachte ich: Was hat der bloß?
Jetzt weiß ich’s, und mich packt die Wut
auf die verdammte braune Brut!
Erweise dir die Reverenz,
du wunderschönes Elbflorenz!
Werd dich vielleicht nicht wiedersehn,
bleib lieber hier in Spree-Athen.
Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.
Joachim Ringelnatz
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Die Städte können sich nichts für ihre Bürger, aber es ist zum Heulen, auch in Leipzig.
In Magdeburg ist jede freie Wand und jedes leerstehende Gebäude von Nazi-Schmierereien übersät.
Die Sehnsucht in deinem Gedicht war nicht zu überhören, das macht es so schön.
Sirius
Reset the World!
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Hallo Sirius,
von meiner Mutter her kannte ich viele Dresdner der älteren Generation. Schon damals ließen mir ihre Stammtischparolen die Haare zu Berge stehen. Als wir mal kurz nach der Wende am Hauptbahnhof ankamen, marschierte gerade ein Trupp von 30, 40 Neonazis mit Fahnen auf. Das war zu der Zeit, als ihre Sturmtrupps auf den Straßen und in den Lokalen der Neustadt für "Ordnung" sorgten, mit Billigung der Polizei. Auch ihr "stilles Gedenken" an die Bombardierung Dresdens und den verlorenen Krieg sorgte stets für Unruhe. Still sind sie inzwischen nicht mehr, ganz im Gegenteil. Ihr allwöchentliches Gebrüll ist auf der ganzen Welt zu vernehmen.
Meinen Ex-Freund habe ich immer getadelt, wenn er zu sagen pflegte:
In Halle an der Saale wern die Doofen niemals alle.
In Dresden an der Elbe ist's genau dasselbe.
Es scheint was dran zu sein, aber wiederum auch nicht. Denn die Pegida-Marschierer sind schon wieder weniger geworden. Das ist den tapferen Dresdner Bürgern zu verdanken, die sich ihnen entschlossen in den Weg stellen.
Das lässt mich hoffen, dass mein Abschied kein Abschied für immer ist.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
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Joachim Ringelnatz
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Wie wohltuend, die Kosenamen von Städten zu lesen, liebe Seeräuber- Jenny. Sie stehen im direkten Kontrast zur rechten Entwicklung und lassen diese noch grauenvoller wirken. Ich hab's sehr gerne gelesen...
Frollein a.
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Wie froh ich bin, liebes Frollein, dass ich es mich von Dresden über Bayern nach Berlin verschlagen hat! Klar, auch hier gibt es kleine Bärgida- und Hogesa-Grüppchen und die NPD macht den Flüchtlingen in Hellersdorf das Leben schwer. Aber hier bläst der braunen Brut ein heftiger Gegenwind ins Gesicht (siehe auch das Gedicht "Zehn kleine Nazilein"). Hier haben Nazis keine Chance, und hier wird keine Frau scheel angeguckt, nur weil sie ein Kopftuch trägt.
"Stadtluft macht frei!" In Bezug auf das tolerante Berlin ein Spruch, der immer noch Gültigkeit hat. Schließlich fanden schon unter dem Alten Fritz die Hugenotten Zuflucht in Berlin. Was sich auch schon damals für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung Berlins und Preußens als vorteilhaft erwies.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Joachim Ringelnatz
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