Timing
Sie liegt auf der Seite und hat den Kopf zur Nachttischlampe gedreht, damit sie besser lesen kann.
Ich rücke ein wenig näher und kuschel mich an sie.
Sie seufzt wohlig.
Ich fahre mit der Hand an ihren Beinen entlang bis zu den Stellen, die eine Resonanz erfordern.
Sie lässt das Buch ein wenig sinken und dreht den Kopf.
"Schatz", sagt sie mitleidig, "gib nicht so an. Wir haben doch erst vor zwei Stunden."
Ich halte verblüfft inne. Tatsächlich? Das hatte ich in meiner Lust ganz vergessen.
Sie wendet sich wieder ihrem Buch zu.
Da muss sich bei mir ein hormoneller Defekt eingeschlichen haben. Was bildet sich denn mein Körper ein, mir zwei Stunden nach dem Sex eine Erektion vorzugaukeln?
Schließlich bin ich keine zwanzig mehr. Vielleicht trage ich die Gene eines Triebtäters in mir.
Ich ziehe mich still zurück und lege mich auf die andere Seite, damit sie nicht noch aus Versehen meine Erektion bemerkt und mich zum Arzt schickt.
Anstandshalber warte ich eine Woche, ehe ich einen neuen Versuch wage. Es ist auch günstig: sie liest nicht, liegt mit auf der Brust verschränkten Armen auf dem Rücken und lobt mich.
"Du hast wirklich viel Verständnis für eine Frau. Vor allem bei Dingen, die andere Männer nerven."
Ich streichle unter der Decke ihren Bauch. So kann ich mich, je nach Lage, in nördliche als auch in südliche Richtung begeben.
Ich schnurre wie ein Kater.
"Ja, Schatz, und gerade jetzt hätte ich sehr viel Verständnis um hormonelle Engpässe zu beseitigen.."
Ich versuche es in Richtung Süden.
Sie ergreift meine Hand und antwortet vorwurfsvoll: "Schatz, heute geht es nicht, das weißt Du doch. Heute ist der Vierzehnte."
Ach?
Ich überlege, ob es im Mietvertrag einen Passus gibt, der Sex am Vierzehnten verbietet.
Sie streichelt mich mit einem Finger auf die linke Wange.
Sie merkt, dass ich überlege und wohl noch etwas brauche.
"Du Dummhen", sagt sie mitleidig, "Frauen haben im Monat ein paar Tage, da führt der Körper eine Selbstreinigung durch. Du würdest sagen "Wartungsarbeiten". Und das ist unter anderem auch meistens am Vierzehnten der Fall."
Ich schüttele schuldbewusst den Kopf.
"Entschuldige bitte, Liebes, das war sehr unaufmerksam von mir. Ich habe es total vergessen."
"Macht doch nichts. Du kannst es Dir ganz einfach merken: Immer in der Woche, in der kein Fußball läuft."
Ich verkrieche mich unter die Decke und rücke etwas ab, damit sie meine Erektion nicht bemerkt und mich nicht unter die kalte Dusche schickt.
Anstandshalber warte ich eine Woche, ehe ich einen neuen Versuch wage.
Ich informiere mich im Internet umfassend über die kritischen Tage der Frau, hauptsächlich über die Dauer und überprüfe sicherheitshalber unseren Mietvertrag.
Nach dem Abendessen verstecke ich im Bad eine Flasche Rotwein und zwei Gläser.
Wie immer kommt sie zuerst aus dem Badezimmer. Sie trägt ein durchsichtiges Nachthemd über ihren Slip und keinen BH.
Sie lächelt mich an.
"Du kannst jetzt ins Bad, Schatz".
Nur mit einer Flasche Rotwein in der linken und zwei Gläsern in der rechten Hand bekleidet komme ich wieder heraus.
Sie liest und beachtet mich nicht.
Gekonnt gelingt es mir, mit der rechten Hand die beiden Gläser zum Klingen zu bringen.
Sie wendet sich zu mir, lächelt freudig und legt das Buch weg.
"Das ist ja eine reizende Idee, Schatz. Das ist so lieb."
Sie nimmt mir ein Glas ab und stellt es auf ihren Nachtschrank ab.
Ich zwänge mich ins Bett und schenke das andere Glas halbvoll ein, bevor ich es ihr reiche.
Sie wehrt mit der Hand ab und schüttelt den Kopf.
"Keinen Alkohol, Schatz. Ich habe derartige Kopfschmerzen, dass es unerträglich ist. Aber ich danke dir, du bist so lieb."
Ich schaue enttäuscht.
Sie streichelt mir mit einem Finger die linke Wange.
"Jetzt hast du die Flasche, die ich für Luise besorgt habe, ganz umsonst geöffnet". Es klingt nicht vorwurfsvoll, sondern mitleidig.
"Wie, Luise?"
"Morgen sind wir doch bei Luise und Stefan verabredet, und da wollte ich eine Flasche guten Rotwein mitnehmen. Ich besorge morgen eine neue."
Etwas ärgerlich antworte ich: "Tja irgendwie scheint etwas mit meinem Timing nicht zu stimmen. Vielleicht sollte ich dich um einen Termin bitten?"
"Aber Schatz", entgegnet sie entrüstet, "du brauchst doch keinen Termin. Du kannst doch Sex haben, wann immer du willst."
"Ja, schon. Aber mit wem?"
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