So viele Jahre warst du mir Heimat,
an so vielen Orten, so viel erlebt.
Ich liebte dich innig, warst Stadt meines Herzens,
hast Verlangen geschürt, bin in Wolllust geschwebt.
So klein und beschaulich, so wie ich dich brauchte,
doch im Exzess ließest du mich anonym.
Im Großstadtgeflüster, in das ich laut tauchte,
durft ich jung sein, rebellisch, so ungestüm.
An deinen Ecken und Kanten hab ich mich gestoßen,
warst hartes Pflaster, warst mir seliges Land.
Deine Nächte, die spuckten mich aus tiefen Spelunken,
in fremde Betten, wo ich nie zu mir fand.
Doch dann, eines Tages, nimms nicht persönlich,
da wurde mir klar, dass es Zeit ist zu gehn.
Zeit loszulassen, in Liebe, versöhnlich,
wir haben uns seither nie wiedergesehn.
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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Ein schönes, farbenfrohes und ein bisschen wehmütiges Großstadt-Gedicht.
Bald werde ich zum erstenmal Wien besuchen. Einen ersten Eindruck habe ich nun schon gewonnen. Danke!
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.
Joachim Ringelnatz
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