Der Zuschauerraum ist bis auf den letzten Platz leer. Auf diesem sitzt ein Theaterkritiker und will eine wohlwollende Rezension absondern. Das Licht dämmert weg.
Erste Stimme (gelangweilter Vortragston): „Der französische Philosoph René Descartes hatte seinerzeit voller Selbstzufriedenheit behauptet zu denken. Und deswegen wäre er auch.“
„Ja, da fragt man sich doch automatisch: Aber WAS denn genau?“
Zweite Stimme (naseweis): „Ich hingegen bin, denke ich, also bin ich mindestens ein Denker. Denke ich. Ja, genau. Ha!“
Dritte Stimme (wuchtig): „Ich aber handele, und deswegen bin ich.“
Vierte Stimme (verträumt): „Ach, ihr habt doch keine Ahnung. Ich liebe, also bin ich.“
Fünfte Stimme (skeptisch): „Mit Liebe ist das nicht umfassend erklärt. Lieben ist viel zu schwierig. Macht nur Probleme. Ich denke, ich lebe. Also und? Dafür muss ich doch garantiert erst mal sein.“
Sechste Stimme (Natürlich eine Frau, hektisch): „Ich rede, also bin ich. Und meine Nachbarin hat, einfach unglaublich, und dann wollte ihr Mann, du weißt schon, der mit der heimlichen Geliebten, also wenn ich nicht, …“ (Die Worte verlieren sich in Gebrabbel)
Siebte Stimme (noch nicht im Stimmbruch): „Ich spiele und lerne. Ich entwickele mich, also bin ich. Stimmts Mama?“
Der Autor (ohne Pathos): „Ich schreibe, also bin ich.“
Achte Stimme (salbungsvoll): „Wahrlich liebe Kinder, am Anfang war das Wort.“ (Bedeutungsvolle Pause): „und…“
Zweite Stimme unterbricht: „Nö, am Anfang war der Wille! Hört nicht auf diese Pfeife.“
Dritte Stimme: „Völliger Blödsinn. Am Anfang war die Tat!“
Alle durcheinander: „Der Traum! Der Glaube! Die Kraft war zuerst! Das Nichts! Es war die Liebe! Am Anfang war der Anfang! Quatsch, Alles war! Die Energie! Ein Ungleichgewicht zu allererst! Die Ursuppe! Das Chaos, Gott, der Rausch, die Hoffnung. Die Kontroverse steigert sich zu einer Kakophonie von unverständlichen Worten und Schreien, Schlachtengetümmel, Schiffshörnern, Geräuschen fallender und explodierender Bomben.
Abrupte Stille.
Alle gemeinsam: „Am Ende ist es die Illusion!” A Capella als Kanon.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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"Magnifique..!", "Superba!!", "Upea..", "???", "Wer ist Dante..?!!"
(Stimmen aus dem int. Theaterblatt "Imago Dei")
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Also Gottesbildlichkeit hat der Alte bei mir abgekupfert. Gott ist also Karl-Ludwigs-bildlichkeit? Omnipozenzler der. Gut, dass ich nicht unter Größenwahn leide.
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Nicht? Auch nicht unter Kleinenwahn? Du musst dir auch mal was leisten.
Die Illusion hat mir am Besten gefallen. Im Zweifel ist sie wirklich.
Sirius
Reset the World!
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