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RE: Die Leiden des alten K.

#1 von Karl Ludwig , 12.03.2017 08:16

Also, das muss ich Euch erzählen, bzw. hinschreiben. Als ich heute morgen wach wurde, hatte ich mir über Nacht eine Schreibblockade eingefangen. Ich bin empört! Und der Überzeugung, dass ich so etwas nicht verdient habe. Ein impotenter Pornodarsteller muss sich ähnlich fühlen. Oder ein Fischer, der endlich den legendären fischverschluckten Ring findet, und feststellen muss, dass dieser bloß aus Plastik ist und einst einer Taube gehört hatte. Oder …, ach, denkt Euch selber was aus, ich habe ein kreatives Burnout oder so. Hm. Quetsch! Gnaaah: Oder wie ein Segelflugzeug ohne Flügel? Fisch mit Motorrad, aber abgesoffenem Motor? Wie eine Tastatur mit vertauschten Buchstaben?

Einen Schnupfen – o.k., Durchfall, auch das wäre noch im Rahmen des Vertretbaren, fast normal, – aber eine Blockade?

Sehr kritisch. Auch in Form von Selbstkritik. Robert the Gernhardt meint dazu: Ein Kritiker ist eine Henne, die gackert, während andere Eier legen. Hm. Passt nicht. Besonders bei mir nicht. Ich bin ein wasserscheuer Krebs, der an einer Anemonen Allergie leidet. Seht ihr? So sieht Negativideenreichtum in Echtzeit aus.

Über Schreibblockaden lässt sich Robert allerdings nicht großartig aus, vermutlich weil er so eine Heimsuchung nie erfuhr. Also schlage ich unter Wikipedia nach und dort ist sie ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten die Autoren dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage sind zu schreiben. Darunter leiden besonders Schriftsteller, Journalisten und Studierende beim Schreiben von Haus- und Examensarbeiten. Also klicke ich auf 'Bearbeiten' und füge dem noch ein: 'Und Karl-Ludwig gerade' bei. Es dauert auch bloß knappe 50 Sekunden, bis dieser Beitragsbeitrag verworfen wird, von Leuten, die seltsame Prioritäten setzen.

Gehässig wie sich die Welt nun mal mir gegenüber verhält, beschließe ich lieber Hammer zu sein, als Nagel, wie es so schön poetisch heißt, besser als ich es jemals ausdrücken könnte, in einem Volkslied von Simon and Garfunkel, die es, was habt Ihr denn erwartet, den, waren es die Mexikaner?, egal, jedenfalls geklaut hatten. Zumindest die Melodie.

Ich stecke Euch jetzt damit an! Jeder der diesen Text hier liest, wird heute mindestens 10 Minuten lang Gedankenleere erfahren, bzw. nicht erfahren. So, nun geht es mir besser. Sogar ziemlich gut. Also stört mich meine Schreibblockade auch nicht mehr. Ich kann ja morgen davon berichten, wie sie ausging. Oder ich mache einen Fortsetzungsroman davon und schreibe auf, dass und wie ich vielen Leuten eine Sprechblockade verpassen will. Nämlich mündlich.


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RE: Die Leiden des alten K.

#2 von Jonny , 12.03.2017 10:10

Haha; Schreibblockade?
Kann ich nicht erkennen - höchstens eine Kommentierblockade im Endstadium...
Nein im Ernst, du hast deine Blockade durchbrochen, spätestens nachdem du heut morgen aufgewacht bist.
Aber deine Vergleiche die du aufgefahren hast, habe ich amüsiert verfolgt.
Am besten gefällt mir der impotente Pornodarsteller. Bekommt er jetzt Krankengeld,
oder muss ihn die Gewerkschaft rausboxen?

Ich wünsche dir einen kreativen Sonntag, lieber Karl-Ludwig!

Liebe Grüße
Jonny

 
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RE: Die Leiden des alten K.

#3 von kama tanha , 12.03.2017 12:09

Zitat von Karl-Ludwig


Ich stecke Euch jetzt damit an! Jeder der diesen Text hier liest, wird heute mindestens 10 Minuten lang Gedankenleere erfahren, bzw. nicht erfahren. .



Meine Güte, Karl-Ludwig, weißt du überhaupt, was ich dafür gäbe? Mindestens 20 Jahre lang war ich auf der Suche nach dieser Gedankenleere, so recht gelang mir das nie und über dich kann ich mich da endlich anstecken? Das wär ja wunderbar. Endlich mal Ruhe und Stille in diesem Kopf, was für ein Segen.
Tja, lustig wars ja wieder von dir zu lesen. So schade nur, dass diese Ansteckungsandrohung ein leeres Versprechen war


"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)

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RE: Die Leiden des alten K.

#4 von Karl Ludwig , 12.03.2017 12:42

Meine liebe kama tanha; Gedankenleere hat es nun mal an sich, dass man sie nicht mitbekommt. Ha! Gerade war sie bei Dir, gemäß meines wirkungsvollen Zaubers.

Danke lieber Jonny, besonders für das 'Lieber', und ich gebe auch sofort meine Kommentierblockade im Endstadiumein zu, die Anzeichen sind ja wohl kaum zu sehen, aber die Geschichte mit meinem dichterischen Burnout geht doch immer noch weiter. Beim Blättern auf der Suche nach einem Schreibblockadenlösungsmittel, stolpere ich über den Begriff 'Alexandriner' und recherchiere dem aus lauter langer Weile hinterher:

Wiki: Es handelt sich im Deutschen um einen sechshebigen jambischen Reimvers mit je nach Vers-schluss 12 oder 13 Silben und einer Zäsur nach der sechsten Silbe, das heißt genau in der Mitte.

?—?—?—????—?—?—(?)

Der Vers-schluss – auch Kadenz genannt – kann männlich oder weiblich sein; wenn weibliche Vers-schlüsse auftreten, wechseln sie sich mit männlichen Vers-schlüssen meist regelmäßig ab.

Ein Beispiel aus 'Es ist alles eitel' von Andreas Gryphius:

Du si?ehst, wohi?n du si?ehst, ??? nur E?itelke?it auf E?rden.
Was di?eser he?ute ba?ut, ??? reißt je?ner mo?rgen e?in.

Na, wäre das keine Herausforderung für mich? Alleine das Wissen, ich könnte ja mal so etwas zusammenfummeln, genügt schon, mir ganz toll und lieb und teuer vorzukommen. Dieses erhabene Gefühl will ich genießen und nicht durch Realisierung eines angeblich kulturell wertvollen Korsetts kaputt machen.

Also lasse ich es besser. Oder verschiebe es auf demnächst einmal.


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RE: Die Leiden des alten K.

#5 von hilfsmueller , 12.03.2017 14:49

So eine Blockade ist eine nützliche Sache.
Der Kopf ruft den Körper. Einsatz! Es gibt etwas zu überwinden! Zu übersteigen würde der Pornokünstler sagen. Und wenns nur 10 Minuten dauert, wird die Gage nicht gekürzt.

 
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