Ein Liebesgedicht

sind uns
fremd geworden
können uns
endlich kennenlernen

Astrid Tümpel

wenn du mich so geliebt hättest, wie ich dich!
- na, danke.

Nora Seibert

Leichtes Schneien in St. Gallen

Ich möchte, dass der Tag vergeht,
Und dass der Abend kommt, die Nacht,
und dass der Wind vorüberweht
und dass das Licht wird ausgemacht.

Ich möchte, dass die Nacht vergeht
und dass der Morgen kommt, der Tag,
und dass das Licht wird angedreht
im Zimmer wo ich bisher lag.

Ror Wolf

Die großen Spaziergänge

Die großen spaziergänge, auf denen wir
nicht ins leere greifen

Immer geht die hand des andern mit

Reiner Kunze

unsre liebe

totgeredet, totgeschwiegen
unsre liebe, wie lebendig
wäre sie, hätten wir stattdessen
uns totgelacht

Astrid Tümpel

Verstört

Dass du gegangen bist
macht mich
so
traurig

Dass du nie darüber gesprochen hast

macht mich
so viel
trauriger

Tilo Plöger

Kurt Sigel

Singet leise, leise,leise,
Singt ein flüsternd Wiegnlied.
Von dem Monde lernt die Weise,
Der so still am Himmel zieht.

Singt ein Lied, so süß gelinde,
Wie die Quellen auf den Kieseln,
Wie die Bienen um die Linde
Summen, murmeln, flüstern, rieseln.

Clemens Brentano

Kleines Lied

Wir stahlen uns eine Wolke
und spannten den Himmel davor
und hissten ein rotes Segel,
durchfuhren das Himmelstor.

Und hättest du nicht heimlich
vielen kleinen Teufeln gewinkt,
da wäre es nicht geschehen,
dass unser Wolkenschiff sinkt.

Christa Kozik

Ganz wunderbare Kurzlyrik trägst du hier zusammen, Sirius!
Da kann man sich richtig festlesen.

Jonny

Ich danke dir herzlich, Jonny!

Der andere Süden

Die Sonne brennt
aufs ausgedörrte Land,
zwei kleine Hände
graben Muscheln aus dem Sand.
In Kinderaugen spiegelt sich die Not
und wie die Väter betteln sie um Brot.

Hilde Peyr-Höwarth

An deines weichen Leibes Strand
gebar sich meine Trauer
in hoher Flut. Jedoch sie fand
sich nicht von langer Dauer.

Sie kam und ging, ließ Nässe dort,
verschwand zum Horizonte.
Ich blieb an deinem warmen Ort
und liebt´dich, wie ich konnte.

Brigitte Heidebrecht

Das Elixier

Gefühl ist das Elixier der Träumer,
das den Fluss des Traumes lenkt.
Der Mensch ist ein Versäumer,
der dem Gefühl keine Beachtung schenkt.

Henry Sterzyk

Ausnahme

Dein Licht dient, die Welt zu erhellen;
Doch in verzweifelten Fällen,
Wenn Stürme rasen,
Es ganz auszublasen,
Darfst untern Scheffel du´s stellen


Eugen Roth

Verteidigung der Ratten

Wenn wir die Ratten
verjagen von unserem
freiheitlich-demokratischen Dampfer,
wie
werden wir
zeitig gewahr,
falls er wirklich mal sinkt?

Dieter Höss