Schweigt, Ihr Heuchler
Ein Moralist mokiert sich über die Moralisierer dieser Welt: Giacomo Leopardi betreibt auf seine Weise Aufklärung und erklärt nebenbei noch die Entstehung der Gesinnungsethik. Nun ist der italienische Dichter neu zu entdecken.
Er mag Bücher grundsätzlich lieber als Menschen, ist klein von Wuchs, hat einen Buckel und stirbt ebenso einsam wie jung, noch keine vierzig Jahre alt. Trotz bewusst gepflegter Weltabgewandtheit gibt es wohl keinen modernen Dichter südlich der Alpen, der die Mechanik der menschlichen Seele skrupulöser erforscht und das gesellschaftliche Treiben besser durchschaut hat als er.
Wenn sich Giacomo Leopardi laufend selbst seziert, tut er dies mit einer merkwürdigen Mischung aus Ekel und Wonne. Jede seiner Gemütsregungen beobachtet er mit kühlem Blick und bannt das Beobachtete in eine Sprache, die in ihrer kristallinen Klarheit etwas Zeitloses hat. Dieser Mann, der 1798 in Recanati in den Marken zur Welt kommt und 1837 in Neapel stirbt, zählt zu den grossen Moralisten des 19. Jahrhunderts – und ist nördlich der Alpen 180 Jahre nach seinem Tod weiterhin ein grosser Unbekannter.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/giacomo-le...hler-ld.1313943
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