An einem warmen Sommerabend mit frühlingshaften Winden eröffne ich den noch fehlenden Jahresfaden „Winter“, nicht mal wissend, ob dieses Forum diesen überlebt.
Doch heißt es nicht auch, man solle noch im Angesichts des Todes ein Apfelbäumchen pflanzen? So sei es denn, mögen die Blätter sich noch gegen den Herbst wehren, in meinem Herzen ists schon kalt.
Krähenwinter
Über Luch und Rohr und Seen
schickt der Winter Nebelkrähen,
Schatten überm blanken Eise
rudern sie im Winde leise.
Licht der Erde, du wirst arm,
landen sie im harten Schwarm,
scharren sie im Schnee der Wege,
liegt der Wind am Hügel träge.
Schwarzes Laub, das flatternt schreit,
säumen sie die Dunkelheit,
flügeltief geduckt den Nacken,
plumt der Schnee vom Eichenzacken.
Dorf der Armen, magre Kost,
drahtig hängt das Netz im Frost.
Dunst der Nacht verwischt die Schneisen,
klagt ein Wild im Tellereisen.
Peter Huchel
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Es schneit
es schneit
auf das gelbe Kleid
der Forsythie in Nachbars Garten
und Fliederbuschknospen
die des Frühlings harrten
die Luft
so still
nur Kinderlachen
dringt von Ferne an das Ohr
sie packen
ihre Wintersachen
der Schlitten kommt hervor
die frühe Nacht
sie wird die ihre
denn wer kann ihnen sagen
morgen liegt er immer noch
wenn die Kinder fragen
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Ende Dezember
Aus dem Kalender
gesprungen
durch die Felder
gelaufen
Mit offener Jacke
und Sonne im Gesicht
Knospen gefunden
Aufgetaut
Mit dem Frühling
getanzt
Mitten im Winter
Anne Steinwart
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Das ist ganz nach meinem Geschmack, Sirius!
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Alles still!
Alles still! Es tanzt der Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, vom Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! Nichts hör ich klopfen
als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen nieder tropfen
Auf die kalte Winterpracht.
Theodor Fontane
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Ernüchterung
Schneestilles Winterfeld
unberührt
wie ein leeres Blatt
weißes Papier
Ein Vogel kommt
hüpft hin und her
fliegt leise weiter
Seine Spuren im Weiß
die erste Zeile
für ein Gedicht
Die nächste:
Meine Fußstapfen
Ich habe alles verdorben
Anne Steinwart
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Neujahrsnotizen
Ich bleibe die alte
bin schon die neue
die alte Neue
die neue Alte
Will sein
wie ich bin
einen Augenblick öfter
als gestern
Anne Steinwart
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"...Will sein
wie ich bin
einen Augenblick öfter
als gestern."
Das ist doch mal ein guter Vorsatz für das neue Jahr!
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Winter inzwischen
Was soll werden über kurz
oder lang wird hier nichts mehr
zu sehn sein
Das wird ein Irren
wenn wir uns nicht mehr berühren
Dorothee Haeseling
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Januarglück
Wenn es keine Blätter gibt,
wenn kein Kindchen Seesand siebt,
wenn es wieder später dunkel
wird und Else spricht:“ Mein Unkel
Kurt trägt lange Unterhosen!“,
wenn im Garten keine Rosen
duften, aber der Forsythien
kleine, dicke, gelbe Blütchen
aus dem Stubenschrank erwachen,
muss ich manchmal leise lachen,
denn die Blütchen der Forsythien
sind wie kleine Wundertütchen,
die, steckt man die rote Neese
in die lieben Staubgefäße,
um ein buttergelbes Liedchen
von der Frühlingszeit, mein Friedchen,
bringen, und zwar zu Gehöre
jetzt, im tiefsten Januöre!
Johannes Conrad
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Regen der kein Ende nimmt... So sah es wohl auch im Winter 1762 aus:
An den Winter
Den 4. Dezember 1762.
Vom Pol in winterlichem Schleier
Trau’rt Phöbus Angesicht,
Und Lapplands Nacht, ein furchtbar Ungeheuer
Verscheucht sein schwaches Licht.
Der Himmel weint auf die erstorbnen Fluren
Vom Sämann aufgewühlt,
Des Weingotts Tritt, der wilden Ceres Spuren
Sind kläglich weggespült.
Und Boreas im trägen Schlummer, lieget
Und schnarcht auf Grönlands Schnee,
Kaum fühlet ihn, vom ew’gen Eis besieget
Die nachbarliche See;
Ihn, welcher sonst auch in entlegne Zonen
Die Schneegewölke streut,
Den Feld und Wald, und die um Quellen wohnen
Najad’ und Nymphe scheut.
Erwach einmal zu alten Heldentaten!
Und schilt der Weste Trutz!
Schon rufen dich die angefaulten Saaten
Sie flehn um deinen Schutz.
Komm fessle doch die schlüpfrig weiche Erde
Versiegle Quell und Fluss!
Und, hauch, wenn ich dem Hymen huld’gen werde,
Eis unter meinen Fuß!
Johann Gottlieb Willamov
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Auf dürrem Ast
Mit ist kalt geworden
sagte der Mond
Mir ist kalt geworden
sagte das Kind
Mir ist kalt
und die Sterne ragen
spitz aus der Nacht
Fürchterlich aufgeblasen
hustet der Winter
auf dürrem Ast
Karola Heidenreich
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Alles still!
Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.
Theodor Fontane
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Winter
Weg und Wiese zugedeckt,
Und der Himmel selbst verhangen,
Alle Berge sind versteckt,
Alle Weiten eingegangen.
Ist wie eine graue Nacht,
Die sich vor den Tag geschoben,
Die der Sonne glühe Pracht
Schleierdicht mit Dunst umwoben.
Oder seid ihr alle tot:
Sonne, Mond und lichte Sterne?
Ruht das wirkende Gebot,
Das euch trieb durch Näh und Ferne?
Leben, lebst du noch ringsum?
Sind verschüttet alle Wege?
Grau und eng die Welt und stumm.
Doch mein Herz schlägt seine Schläge.
Otto Julius Bierbaum
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