Gruppenreise ans Meer
Am Hafen
Möwen fett wie Menschen
Ausflugslokal: Kaffee und Kuchen
Stände mit Kitsch und Aufklebern
Seehund als Stofftier
Noch ein T-Shirt aus Bangladesh
Ab in den Bus
Das Meer gibt’s auf Postkarten
Sirius
Reset the World!
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...oder als Selfie mit sich selbst im Vorder- und das Meer im Hintergrund. Und wie so oft geht es nur um den schnellen Konsum absterbender Egomanen.
Schön lakonisch und auf den Punkt getroffen. Gefällt, Sirius!
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Erinnerte mich sofort an Cuxhaven im Sommer 85‘, als sich gefühlt alle Autofahrer der BRD mit diesen bescheuerten „Jan Cux“ und „Cuxi“-Aufklebern, die es übrigens schon seit 1973 gibt, eindeckten. Ich habe mich schon damals gefragt warum sie das tun, verwarf aber eine tiefergehende Analyse, schließlich war ich Tag und Nacht damit beschäftigt meine Umgebung, meine Eltern, mit den Sex Pistols und selbst gezeichneten Skelett-Comics zu nerven. Ansonsten aß ich halt Fisch und war soweit zufrieden. Fette Menschen waren auch da, ja, und Möwen waren halt noch Möwen, spindeldürre, so wie es sich gehört, nicht wie heute, da fliegen ja förmlich grauweißschwarze Basketbälle durch die Luft, hm? Ekelhaft! Und wie kommt Ulla Kaschunke, Rentnerin, eigentlich auf die saublöde Idee, einmal im Jahr eine für sie bezahlbare Tagestour ans Meer per Bus mitzumachen? Unerhört! Oder die Sandra, alleinerziehend, mit zwei Kindern, die das Meer nur aus dem TV kennen? Gehts noch? Das Meer hat doch keine Lust auf Unterschichtler?! Und erst recht der Kegelklub aus Bielefeld, der einfach nur bisken Späßken haben will .. ja, sie alle gehören per Gedicht angeprangert, ganz sicher, das ist adäquate Konsumkritik an die „absterbenden Egomanen“, dieses elende Kaffee- und Kuchenpack! Und erst diese Postkarten, schämen sollten sie sich! Wie kommen die eigentlich darauf, das Meer abzubilden seit es sie gibt um all den Menschen als kleine Erinnnerung zu dienen? Eben, die Natur braucht keine Sentimentalassis, weg mit denen! Und überhaupt, die Leute in den vielen Küstenregionen welche schon zig Jahrzehnte vom Tourismus leben; sollnse doch einfach wegziehen und bei Amazon oder Bayer arbeiten? Hachz, ein Traum: Strände nur für Dichter, Konsumkritiker, Misanthropen und sonstige Umweltschützer. Nur das Salz in der Nase, so lässt es sich gut und ungestört nach unten treten. Mir stellt sich hier einfach die Frage, lieber Sirius, worauf der Text eigentlich abzielt.
Abendgrüße,
Richard
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Mich, Sirus, erinnert dein Text an einen Ausflug im exotischen Thailand.
Es war ein sehr hochgelegener Ort über dem Meer, mit einer wunderbaren Aussicht.
So schön, dass es mir schwerfällt es wiederzugeben.
Und statt diese Bilder, diese Stimmung in sich aufzunehmen, sich diesem Schauspiel hinzugeben, waren die meisten nur
an ihrem Fotoshooting interessiert. Alles posierte, verrenkte sich für ein paar Schnappschüsse.
So richtig "dagewesen" sind nicht viele.
Hier sehe ich eine Verbindung zu deinen Zeilen.
Manche machen solche Touren eben nur, um beweisen zu können, dass sie "da waren".
Jonny
Wenn ich wieder einmal voll danebenliege, behalt es für dich...
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Nein, Jonny, du liegst genau richtig! Es geht darum, dass an diesen Tagesreisen mit beschränktem Zeitvermögen die Touristen erst die Cafeterias stürmen, dann sich in den Trubel der vorbereiteten Stände stürzen, um noch ein Fischbrötchen für sechs Euro zu essen und sich ein Andenken zu kaufen. Dann vielleicht noch ein Blick aufs Meer - und weg sind sie wieder.
Ich bin selbst Cuxhavener, kenne die dämlichen Jan Cux und „Cuxi“-Aufkleber, die Toiletten, die man über Jahre vergeblich als Reisender am Bahnhof gesucht hat, die Kolonnen der Kurtaxe-Abgreifer, das Parkproblem wie überall und jene Ecken, wo man noch wirklich den Strand samt Wernerwald für sich alleine hat, weil es zu weit für die Touristen ist.
Jene ziehen immer nur ihr gestrafftes Programm durch und waren dann auch mal an der „Alten Liebe“ für zehn Minuten gewesen – und können dann natürlich auch ihr Leben lang mitreden, was in Cuxhaben los ist. Weil sie da mal Kaffee getrunken haben.
Diese Form des Tourismus habe ich gemeint, dieses Durchschleusen, ohne wirklich etwas gesehen zu haben, alles darauf aufgebaut, diese Leute abzuzocken mit dämlichen Dingen, auf denen „Cuxhaven“ steht. Und vielen ist es viel zu windig, zu nasskalt, zu weit zu laufen, aber sie können berichten, dass sie mal da waren.
Das habe ich auf die Schippe nehmen wollen, Richard.
Nicht den Tourismus-Verband, nicht die Andenken-Industrie, nicht deine gelobte Polizei und sonst niemand, nur dieses Verhalten, dass jemand nach Cuxhaven fährt, aber keine Zeit hat, Meer und Strand zu sehen, aber zum Fressen, Saufen und Kaufen reichts allemal.
Das ist, als wenn ich ins Theater gehe, schaue mir drinnen aber lieber aufs Smartphone YouTube-Videos an.
Sirius
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Zitat von Sirius
(...), nicht deine gelobte Polizei und (...)
Meine was? Wie darf ich das denn verstehen? Was hat die Polizei damit zu tun? Hast Du da neulich vielleicht etwas missverstanden und pinkelst mir jetzt mit diesem Thema ans Bein? Und überhaupt, komm mal runter, meine Güte .. sind als nächstes die Zoobesucher dran? Tut mir leid, dass ich mich zu Deinem Text satirisch/kritisch geäußert habe, es soll nicht wieder vorkommen. Touris verurteilen, na wunderbar.. zum Glück ist Meeresverehrung kein deutsches Pflichtfach.
Kopfschüttelnd,
Richard
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Lieber Richard,
von mir aus kann ein Tourist nur zum Kacken nach Paris fliegen, solange man mir die Freiheit (noch) lässt, darüber ein Gedicht zu machen. Es muss ja nicht jedem gefallen.
Sirius
Reset the World!
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Mein Schwager ist vor Jahren mit seiner damaligen Freundin für eine Woche nach Mallorca geflogen. Sie haben auf Nachfrage nichts von der ganz bezaubernden Insel gesehen, sie haben eine Woche DVDs auf dem Hotelzimmer angeschaut. Das ist Stumpfheit. Das gilt es unbedingt zu verurteilen. Da bin ich gern herablassend. (Ein Jahr später haben sie geheiratet und viele Kinder gekriegt.)
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ja , lieber Sirius,
Reisen als Konsum und nicht als Abenteuer - das zieht sich durch alle Schichten und wer wird dann wem nicht gerecht?
Reisen als Abenteuer, das scheint mir deine Auffassung zu sein, als Auseinandersetzung mit dem Unbekannten, vielleicht auch in mir. Ich teile deine Meinung, Schnitzel essen und deutsches Bier trinken kann ich auch in Meschede, mit Möwen lachen dagegen nicht...
Liebe Grüße
Frollein a.
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Eben, liebes Frollein, man kann seinen Kuchen, seine Wurst, sein Mittagessen überall einnehmen, seine dämlich beschriftete Kaffeetasse und sein Stofftier überall kaufen, dafür muss man keine Tagesreise mit dem Bus machen.
Nach Helgoland ist es noch schlimmer: Drei Stunden hin mit dem Schiff, drei zurück und zwei Stunden Aufenthalt zum zollfreien Einkauf. Kaum jemand stiefelt noch zur „langen Anna“ hin, die Zeit ist zu kurz, man muss seiner Konsumpflicht nachkommen, muss Kaffee, Weinbrandt, Pralinen günstig kaufen. Wen interessiert schon die Insel?
Wir sind Mutanten und dem Profit des Anderen verpflichtet. Durch den Wald können die Rentner latschen, die eh zur Tafel müssen und keine Kohle haben. Alle anderen haben gefälligst zu konsumieren.
Und für Seekranke, die sich den ganzen Stress mit Wind und Ausbooten nicht antun, aber trotzdem ein „Helgoland-Gefühl“ haben wollen, das Trockenpaket für 99 €: 1 L Getränk nach Wahl, 1 Pfund Kaffee, 1 große Mettwurst, 2 Schachteln Pralinen und 1 Stange Zigaretten inklusive Ansichtskarte und Meeresmuschel. Kommt alles per Drohne und wird automatisch abgebucht. Ihre Daten haben wir ja. Dann braucht man gar nicht erst los, nur noch nachmittags zu der Apotheke und den Drogerien, um die Pharma-Industrie zu unterstützen und unseren deutschen Werten zu huldigen. Vielleicht noch auf dem Rückweg beim Fleischer seine Ration Glyphosat zu bestellen.
Dann hat man seine Bürgerpflicht erfüllt. Morgen dann besuchen wir das Volkswagenwerk und nehmen völlig gratis an einem original deutschen Vergasungstest teil, um zu sehen, wie viel Abgase ein deutsches Gehirn zu schädigen in der Lage ist.
Wenn denn eins da ist.
Sirius
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