Jeden Morgen wache ich selig lächelnd wie ein satter Säugling leise singend auf. Ehrlich. Die Vorfreude auf den heutigen Tag wird durch einen Blick auf meine Atomuhr (chinesisch, also schwer völkerverbindend ökumenisch) vom angezeigten Datum her fast in die Ekstase getrieben. Ehrlich.

Heute bekomme ich nämlich meine Lebensversicherung ausgezahlt. Satte 20.045.000,00 €. Ehrlich. Ich habe auch schon für nächste Woche einen Flug zu den Malediven gebucht und mir über einen organischen Drei-D-Drucker eine niedliche Gespielin ausgeplottet. Es gibt Champagner für alle und 45 Menschen dürfen sich über jeweils einen Tausender zum Verprassen freuen. Ehrlich.

Der Zeitung entnehme ich, dass Merkel zurückgetreten ist, weil sie sich in Putin verliebt hat, und dieser daraufhin gemeinsam mit allen Anderen (Selbst Kim und Trump wollen mitmachen) für Weltfrieden sorgen wird. Ehrlich.

Unter Kurznachrichten finde ich eine fast nebensächliche Mitteilung über gewaltige Summen Vermögensumschlag von Oben nach Unten. Milliarden für, bzw. gegen die Not – und die sollen sogar intelligent eingesetzt werden.

Arbeit soll übrigens auch demnächst abgeschafft werden. Ehrlich. Nur noch Lust oder Laune als Motiv mögen den Menschen zu ungeahnter Kulmination der Faulheit antreiben.

Um 9.00 Uhr kommt ein Aufräumkommando und schmeißt hier alles weg. Ich habe mir ein Domizil erwählt, mit zwei steinernen Löwen rechts und links der Einfahrt und dann durch einen großzügigen, nach Plänen von Metternich angelegten Gartenpark, zu einem Lustschlösschen. Meine Sekretärin (nicht überragend hübsch, aber tüchtig) sucht schon das notwendige Personal zusammen. Ehrlich.

Aber vielleicht komme ich ja gar nicht zurück. Ich habe ein Dauerrezept über prima Schmerzmittel, doch die brauche ich gar nicht, so gut wie es mir geht. Ehrlich. Und Kiffen ist ja sowieso erlaubt, wohingegen man für Alkohol Bezugsscheine benötigt.

Die Malediven sollen demnächst den Bach runter gehen, aber das werde ich zu verhindern wissen. Geld ist kein Problem. Mit 20 Mio. bar Tatze ist man überall kreditwürdig.

Und nun wg. der notwendigen Lüge: Der „Erzähle-ein-Märchen-Tag“ wird erst am 31. Februar gefeiert.

Natürlich habe ich nicht nur ein, sondern gleich mehrere Märchen erzählt. Zum Beispiel habe ich wesentlich mehr Geld von meiner Lebensversicherung auf Giergriffel ausgezahlt bekommen, als ich angeben möchte, wegen der Umverteilung. Aber folgende Überlegung kann Euch eine kleine (zu kleine!) Vorstellung vermitteln. Wie unbezahlbar ist mein Leben denn überhaupt? Gebt doch mal eine Summe an. Seht Ihr? Geht gar nicht bei grenzenlos.

Aber ich war überhaupt nicht gierig. Ehrlich! Also wundert Euch nicht, wenn die Malediven demnächst als Saligmanie im Atlas auftauchen sollte.

Das habe ich mir schon gedacht, dass du uns nicht die ganze Wahrheit erzählst.
Ich hoffe doch, dass ich wenigstens zu den 45 Menschen gehöre, die zwei Tausender bekommen, dann wären zumindest meine letzten Portokosten gedeckt.
Und selbstverständlich habe ich nichts anderes zu tun, als darüber nachzudenken, wie viel wohl dein Leben versicherungstechnisch wert ist, die Entsorgungskosten mal abgezogen.
Ehrlich. Das mit Merkel und Putin war zu erwarten, nachdem langjährige Gefängnisinsassen entsetzt abgewinkt hatten, aber ein, zwei Dinge halte ich nicht für so glaubwürdig, aber ich vertraue dir natürlich, weil du uns ja auch sonst noch nie Scheiß erzählt hast.
Außerdem wohnst du im Flachland, da habt ihr ja nur die BILD oder den VW-Vorstand. Und die sind ja alle über jeden Zweifel erhaben.
Noch ein Tipp: Mit 20 Mio. in bar hast du gute Chancen auf einen 500 Mio. Kredit, abzüglich meiner Bearbeitungsgebühr – und die Malediven liefern ja nicht aus, wenn sie erst dir gehören.

Sirius

Ich glaube dir jedes Wort, Karl-Ludwig. Ehrlich!

Ist nicht ganz einfach. Einerseits seht Ihr einfach nur toll aus, und das um diese Zeit und trotz Eurer wüsten Vergangenheit. Andererseits ist der Tag der Komplimente wahlfrei am 01.03. oder 24.01.

Ich neige ja nicht zur Schmeichelei, höchstens als bewundertes Objekt, was wohl im Prinzip richtig sein mag, mich selber aber kokett und kaum wahrnehmbar metaphorisch erröten lässt, doch Eure Eloquenz (plus sämtliche Synonyme davon) ist bewundernswert.

Gestern hatte ich beinahe eine Diskussion an diesen, mit Brotsubstituten gefüllten Plastikfächern im Discounter. Ich ziehe mir also den Pullover bis über die Finger, öffne das Fach mit den Brötchen und angele mit spitzen Fingern der anderen Hand eines heraus. Missbilligende Blicke strafen mich ab. Ich lege lieber den Eisenfresserblick an, als zu diskutieren: Greift doch mit Euren Pfoten erst den kontaminierten Griff an und dann die Brötchenzange, auf beiden warten Viren und anderes Gesocks auf solche Idioten wie Euch. Ich sage aber nichts und mein Gesicht ist ja von Natur aus abstoßend und wenn ich es dann noch ziehe rennen kleine Kinder kreischend davon. Aber mein fatalistisches Wesen denkt kismetkesk: So sind sie nun mal, die Deutschen. Eine Maßnahme wird zur Regel erhoben, dann zur Richtlinie, manchmal auch umgekehrt, und endet am liebsten als Gesetz, egal ob sinnig oder nicht, wie z.B. die Sommerzeit.

Solche Leute stehen auch Nachts vor einer roten Fußgängerampel, selbst wenn meilenweit kein Auto zu sehen ist. Vermutlich fällt das sonst unter die Ausschlussregeln der Versicherer.

Bloß keine Grippe. Bloß nicht 14 Tage lang völlig negativ gelaunt auf der Schnauze liegen. Morgen klaue ich eine Staubschutzmaske und tränke diese präventiv mit Salzsäure. Geimpft bin ich zwar, aber vermutlich nicht gegen die neueren Mutationen geschützt.

Mist. Das Geld hat wieder mal nicht für ein ganzes halbes gut abgehangenes Rind gereicht. Nur für 300 Gramm Angushack.

Hey, ich wünsche Euch alles Liebe. Ehrlich und wer weiß, wofür es gut ist. Und Ihr seht wirklich toll aus.

Oh. Der 31. Feber (Wisst Ihr noch? Der 'Erzähl-ein-Märchen-Tag') ist vorbei. Ich nehme alles mit dem Ausdruck des tiefsten Bedauerns zurück und behaupte das Gegenteil. Damit habe ich überhaupt keine Probleme. Ihr etwa?

Woher, mein Gutster, willst du denn wissen, das wir toll aussehen?
Du kannst mein Gesicht als Karnevalsmaske haben, dann musst du die Kinder nicht immer mit deinem Gesicht erschrecken.
Und mit den Schubladen-Chemie-Brötchen hat man ja immer Ärger. Ich würde an deiner Stelle erst zum Urinieren gehen und dann erst die Brötchen anfassen, die du nicht kaufen willst. Danach wählst du das Brötchen, das du käuflich oder sonstwie erwerben willst und sagst den Meckerern, dass sie eine von Blödheit infizierte dämliche Bande sind und dass es das erste Mal ist, dass du einen Tripper hast.
Und danke für deinen gelogenen Wünsche. Und natürlich für deine humorvollen Zeilen!

Sirius