70.000 Studenten in Haft: Wie Erdogan die junge Elite der Türkei mundtot macht

Seit dem gescheiterten Putschversuch läuft in der Türkei eine Verhaftungswelle gegen alle, die im Verdacht stehen, Kontakte zur Gülen-Bewegung zu haben.
Einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros in Genf zufolge sind bereits fast 160.000 Menschen festgenommen worden. Die Gefangenen seien teils von Polizei und Sicherheitskräften geschlagen und gefoltert worden, heißt es in dem im März vorgestellten Bericht.
Zahlen aus dem türkischen Justizministerium legen nahe, dass die Verhaftungen sich besonders stark gegen den Teil der jungen Elite richten, die politisiert, Erdogan-kritisch und eher links ist. Wie die türkische Nachrichtenagentur Bianet unter Berufung auf das Justizministerium berichtet, stellten Studenten Ende 2016 mehr als ein Drittel (35 Prozent) aller türkischen Strafgefangenen. Demnach saßen 69.301 Studenten im Gefängnis. Im Mai 2013, also deutlich vor dem Putsch, seien es erst 2776 gewesen.

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https://www.focus.de/politik/ausland/ver...id_8717659.html

Tut schon weh zu sehen, wie sich meine zweite Heimat durch Großmachtwahn und anderen archaischen Neigungen zur Hölle wandelt.

Was gerne übersehen wird: Aus dem hintersten Anatolien strömen täglich zig-tausend (genaue Zahlen hatte ich einmal) Klotzhirne in die Metropolen und bilden dort die Machtbasis für ein ausgeflippte System. Es benötigt kein aufmüpfiges Bildungsbürgertum um gewählt zu werden, Millionen Blödeimer mit eingebautem Minderwertigkeitskomplex wollen Syleman den Prächtigen zurück, obwohl die Meisten dieser Bauern wohl kaum von ihm gehört haben.

Und es ist mir auch egal, gegen wie viele politische Korrektheiten ich hier verstoße. Ich liebe die Türkei. Ich mag aufgeklärte Türken, sie sind die nettesten Menschen der Welt. Ich habe die Jahre, welche man so gedankenlos die Prägenden nennt, in einem schönen Land verbracht.

Das letzte Mal, um 2.000 herum, als ich das Land und alte Freunde besuchte, lag schon so ein bedrückender Schleier Unwohlbehagen in der Luft. Schwarz gekleidete Frauen breiteten sich an den Stränden aus und wetterten gegen Bikinis. Es wurde kaum mehr gemüpfelt, - man wusste nicht, wer alles mithörte. In den Studentenkneipen saßen plötzlich Leute, die garantiert keine Studenten waren, tranken demonstrativ Tee und warfen finstere Blicke um sich.

Deswegen hatte ich meinem kleinen Halbbruder auch geraten, sich ein anderes Land zum Bewohnen zu suchen, Geld hätte er schließlich ausreichend, oder?

Wie, und die Immobilien in die Tasche stecken?

Meine Güte, Herr Zakis Kaspar Bedeyan, sobald hier ein weiterer innerer Feind benötigt wird, seid ihr Armenier doch wieder dran, Mensch, du weißt doch, wie Diktaturen funktionieren. Rette deinen Arsch, solange du noch kannst.

Inzwischen lese ich auch keine Nachrichten mehr über die Entwicklung vor Ort. Zu deprimierend. Ich brauche alles Mitgefühl schon für mich selber, denn meine erste Heimat spült sich vermutlich auch gerade die Toilette runter.