Liebes Tagebuch,
wow, nun bin ich also bei dir! Ich bin so aufgeregt, denn dies ist mein allererstes Tagebuch und dabei bin ich schon vierundsechzig! Ein neuer Lebensabschnitt hat begonnen und zunächst möchte ich erst mal einen Vogelbauer über meinen Schreibtisch!
Ich weiß jetzt nicht so direkt, was man eigentlich in ein Tagebuch schreibt, denn ich bin ja schon konfirmiert und ich bin überhaupt nicht in eine Fünfzehnjährige verliebt und meine letzte Fünf in Geschichte ist auch schon eine Weile her.
Ich hatte ja auch in der Buchhandlung nach einem Tagebuch für 60plus gefragt, heutzutage ist ja alles nachhaltig gefühlt und im Plus! 60plus? hatte die Tante gefragt, da muss es ja nicht mehr so dick sein, was? Haha, kleiner Scherz.
Ein Brüller, hatte ich gelacht und geantwortet: Und nun geh bügeln, du Schlafsack, ich such mal selber was!
Dir kann ich so etwas ja erzählen, meine Liebste hätte mich gleich wieder zusammengeschissen von wegen Diskriminierung der Frau und son Zeugs bezüglich Abwertung der besseren Gehirnhälfte. Mein Gott, ist doch nur Spaß, dass die Frauen da keinen Spaß verstehen. Zu mir sagt sie ja auch: Gehen wir beide kochen, mein Schatz? und meint, ich soll Kartoffel schälen.
Ja, was kommt hier nun rein, verdammte Inzucht, ich hab so gar keinen Durchblick
Im Interblöd habe ich gelesen, dass man Pickel haben muss, um ein Tagebuch zu schreiben. Das ist jetzt doof oder gehen auch Hämorrhoiden?
Ich muss mal meine Liebste fragen, ob sie mit mir gehen will. Das macht man so, hab ich gelesen. Ich weiß bloß nicht wohin, weiter als bis zum Balkon komme ich ja immer nicht.
Heute habe ich mal wieder ein Gedicht geschrieben:
Halbes Gedicht
Küsst die, die euch am Herzen liegen.
Mehr weiß ich auch nicht.
So ein Tagebuch zu führen ist gar nicht so einfach. Das Ding darf ja nicht merken, dass ich schon groß bin. Bezweiflungsweise etwas älter. Und man muss immer naiv und doof bleiben, weil das alle sind. Aber das letzte krieg ich hin. Ich bin ja auch der einzige in meinem Freundeskeis, der Tagebuch führt. Ich bin ja auch mein einziger Freund, da krieg ich gar keinen Kreis hin.
Meine Liebste darf natürlich nichts davon wissen, sonst schämt sie sich noch für mich und erzählt mir nichts mehr. Aber keine Sorge, ich vergesse ja alles.
Reset the World!
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Liebes Tagebuch,
heute habe ich mir ganz allein ein Fußbad gemacht! Ich tat noch einige Tomaten und Möhren hinein, kleingeschnitten natürlich, wegen der Vitamine. So habe ich dann schön fußwarm vor dem Computer gesessen. Leider hatte ich ein Handtuch vergessen, das war doof, so musste ich mit den nassen Füßen bis ins Bad, wo mir der Klodeckel abgebrochen ist, auf dem ich beim Abtrocknen saß. Dann aber schnell in die warmen Socken und zurück an den Computer, wo noch die Schale mit dem Wasser stand. Da hab ich dann ganz in Gedanken die Füße wieder in die Schale gestellt, aber dann sofort (!) meinen Irrtum bemerkt. Leider hatte ich kein Handtuch mit, und die Socken waren auch nass. So musste ich mit den nassen Socken wieder ins Bad, wo der abgebrochene Klodeckel noch in der Dusche lag und den keiner repariert hatte, weil ich ganz alleine wohne.
Ich habe es aber hinbekommen und dann auch gleich die nassen Fußspuren in der Wohnung aufgewischt und die Teppiche zum Trocknen aufgehängt über den Vogelhäuschen auf den Pfählen in meinem Garten.
Dann wollte ich mir die Hornhaut an den Füßen entfernen, aber die Schere hatte sich auch entfernt, so habe ich die Puksäge genommen, damit ging es auch prima. Das sollte man aber nur machen, wenn man ausgebildeter Ersthelfer ist. Dann wollte ich den Teppich saugen, aber der hing draußen.
Danach hab ich ganz alleine den Kühlschrank abgetaut, aber das war nicht spannend, sondern hochlangweilig, da drei Stunden vor dem Kühlschrank zu hocken, bis die ersten Eisplatten herausrutschten. Aber ich hatte mir was zu Lesen und eine Thermoskanne mitgenommen.
Im Gefrierfach habe ich dann auch die Batterien wiedergefunden, nach denen ich neulich das ganze Viertel abgesucht hatte.
Leider war die Bratwurst schon 2014 abgelaufen und wohl nicht mehr gut, aber solange sie eingefroren ist, kann ja nichts passieren.
Das Aufwischen der Küche war lästig, aber jetzt sind Bad und Küche sauber. Mit der sauren Milch habe ich die Blumen meines Nachbarn gegossen, die Bällis wurden vor Freude ganz weiß.
Leider hatte es geregnet, während ich vor dem Kühlschrank saß und die Teppische waren ganz nass geworden. Ich habe sie dann erst mal zum Trocknen übers Treppengeländer gehängt, aber die blöde Zippe Olga von unten, die heute Muttertag hatte, beschwerte sich über das ständige Getropfe, das aber überhaupt keinen Krach gemacht hatte.
So hatte ich heute einen arbeitsreichen Sonntag, aber viel geschafft, und ich freue mich ganz doll, dass ich alleine so gut klarkomme.
Sirius
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Ich hoffe, dein Tagebuch bekommt noch viele Einträge. Es macht verdammt viel Spaß, einen Blick hineinzuwerfen.
Liebe Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Sirius. Tagebuch. Lachen!
Da muss ich aber mal mitmachen.
Liebes Tagebuch, heute habe ich in dem Forum Tacheles ein Tagebuch angefangen. Das Tagebuch fing an mit: Liebes Tagebuch, heute habe ich in dem Forum Tacheles ein Tagebuch angefangen. Das Tagebuch fing an mit: Liebes Tagebuch, heute habe ich in dem Forum Tacheles ein Tagebuch angefangen. Das Tagebuch fing an mit ...
Originell-gell?
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Liebes Tagebuch,
nun ist es endlich so weit, nun haben wir uns endlich gefunden. Jahrelang habe ich nach dir gesucht , habe nur Kleinkariertes oder - noch schlimmer - linierte Heftchen gefunden mit Rüschen und Röschen und so nem Kram. Nein, in so was kann ich nicht reinschreiben. Ich möchte dich blind abtasten können und das muss sich gut anfühlen für mich... das konntest du ja nicht wissen, wir kennen uns schließlich erst so kurz.
Und dann - dann hast du mich angestrahlt in der hintersten Ecke meiner Lieblingsbuchhandlung am Meer. Azurblau mit einer leichten Patina, das hat mich sofort an mich selbst erinnert. Wahrscheinlich hat sich jahrelang keiner nach dir rumgedreht...
Als ich dich dann gerochen haben, eine Mischung aus Muschel, Algen, Seeluft und Papier war es um mich geschehen.
Jetzt sitzen wir beide hier, das heißt, du liegst ja, du hast es gut und ich frage mich, was ich dir zuerst von mir zeigen soll. Soll ich dir erzählen, was ich irgendwann einmal erlebt habe oder was ich mir noch vom Leben erträume oder das, was gerade ist? Dass die Sonne scheint und eine Buntspechtdame um ihr Leben pickt und Meisenknödel en gros verschlingt? Dass ich endlich versuche, die Sprache der Wolken zu verstehen, damit ich über sie Briefe verschicken kann? Das würde ich nämlich viel lieber tun als emails zu schreiben - immer dieser elektronische Quatsch und nie weiß man, ob nicht doch Donald mitliest ( kann der eigentlich überhaupt lesen?). Ich nehme jetzt einfach mal deine stumme Reaktion als wohlwollende Zustimmung, ist doch richtig, oder?
Und ... du ? Kannst du mir überhaupt antworten? Naja, ich werde es spätestens morgen merken, wenn ich dich wieder aufschlage und sich vielleicht dein Geruch ein bisschen verändert hat, weil ein Seepferdchen heimlich in der Nacht auf dir geschlafen hat oder in dir oder wer weiß, was sonst so nachts mit Tagebüchern passiert. Wie gesagt, wir kennen uns ja noch nicht so lange..
Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und liebe dich jetzt schon ein bisschen...
dein Frollein a.
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Meine Tagebuch-Einträge sind ja nun nicht so ganz ernst gemeint, weil ich auch zweitens nicht ganz so töffelig und naiv bin, wie die Schreibe es unterstellt.
Deshalb bedanke ich mich ganz herzlich bei Lotte, Karl-Ludwig und Jonny für ihre lobenden Kommentare.
Unser Frollein hat gleich einen eigenen Tagebuch-Eintrag verfasst, amüsant und in einer „höherwertigen“ Sprache, da hätte ich ihr einen eigenen Faden gegönnt.
Ich danke dir aber, liebes Frollein, dass du den Auftakt so inspirierend fandest, um dich mit einem eigenen Text anzuhängen und bin gespannt, ob es nun auch sporadisch weitergeht.
Dann trennen wir vielleicht doch die beiden Einträge, dann haben die Leser mehr davon.
Auf jeden Fall ganz lieben Dank an alle, die uns bis hierher gefolgt sind.
Sirius
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Lieber Sirius,
Ich finde die Tagebucheintragungen super, hatte viel Spaß damit und lass uns doch gemeinsam hier Tagebuch schreiben- das fänd ich klasse!
Danke für die tolle Idee!!
Frolleingrüße
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Das können wir gerne machen, liebes Frollein. Ich bin gespannt..
Dankeschön!
Sirius
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Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Wegen einer Frau. Wie üblich. Sie hatte mich in eine existenzphilosophische Krise gestürzt mit der berechtigten Frage: Was machen Tagebücher eigentlich in der Nacht?
Also diese Überlegung hat es doch wirklich in sich. Auf so einen Gedanken kann doch nur ein Geist kommen, der weit über den profanen Dingen schwebt: Was hält ein Bockwürstchen ohne Pelle zusammen? Warum Schnabeltier und was kann uns das Axolotl lehren? Wird der Untersuchungsausschuss in spätestens acht Jahren, wie versprochen, eine vorläufige Bilanz ziehen?
Wegen dieser Frau, welche mich mit Erkenntnisdrang infiltrierte (Wie Harndrang, nur schlimmer), beobachtete ich mein Tagebuch besonders scharf, als die Sonne unterging. Es glänzte im Abendrot mit totaler Selbstversenkung, vielleicht sogar Ignoranz und rührte sich nicht von der Stelle, - ein ganz normales buchtypisches Verhalten. Bücher neigen halt zur Katatonie. Tagebücher sowieso, weil sie fast jeden Tag mit Trivialitäten gefüttert werden.
Ich habe allerdings schon von Tagebüchern gelesen, ganz mit ohne Herrchen oder Frauchen. Wilde Tagebücher im Dschungel des Seins. Eskapadische Evolution on time, life! Und Nächtebücher! Oh-ja! Oder Tagebücher die den Verfasser lesen, bis dieser in die große Bibliothek eingeht. Verwirrte Besitzer von Tagebüchern, welche allerdings von jemand anderem geschrieben werden und mit unverständlichen Geschichten aufwarteten, die einem NIE passiert sind (Bis auf die blauen Flecken gibt es auch keine Beweise). Ganz besonders trifft dieses Merkmal der Unverständlichkeit auf fast alle Tagebücher zu, die von der Venus kommen oder aus einer anderen Dimension geflohen sind. Es gibt Tagebücher, die in der Zukunft passieren und welche, die erst lange nach den Ereignissen im Präsens geschrieben werden. Schon ganz normale Bücher sind von Natur aus gefährlich, nicht nur die, welche „Plastiksprengstoff in der Badewanne selber herstellen“ auf dem Umschlag stehen haben. Doch so richtig wirklich gefährlich sind die völlig ungebändigten Gedanken (z.B.: Wofür überhaupt sind Regierungen gut?). Manche dieser anarchistischen Überlegungen schaffen es immer wieder in Bücher und könnten Leser zum Nachdenken anregen, sehr zum Ärger von Regierungen, denen dann nichts anderes übrig bleibt, als nun hart gegen das subversive Drachenhaupt der wilden Gedanken anzugehen.
Ich schließe die Augen und atmete tief (Es atmet mich) und das Tagebuch fällt darauf rein. Es gürtet seine Lenden mit einem verschließbaren Gürtelschloss und ist dabei so leise wie Geigen ohne Saiten in Aspik. (Blöder Vergleich, ich stimme Euch zu. Doch bedenkt: Ich darf blöde sein. Bei mir ist das patriotisch.)
„Hab ich dich!“ Ich packe es am Hals, was bei ohne Hals ein echtes Kunststück ist und starre dem Ding hart in die Augen. Es starre ungerührt zurück, was ein noch größeres Kunststück ist.
„Was soll das?“, brüllte ich das Buch an. „Was soll dieses dämliche Schloss? In dir steckt doch nichts Interessantes. Im Prinzip bestehst du nur aus Seiten voll geschrieben mit lauter „et cetera.“
Da flüsterte ein Hauch: „Nachts bin ich ein Poesiealbum. Dann stehen wesentlich nettere Sachen drinnen als in meiner Tagesfunktion. Außerdem sind auf jeder Seite aquarellige, kleine süße Bilder von Katzen, Hunden, Bällen, Fischen, Schiffen, Teddybären …“
„Igitt! Wozu dann dieses Schloss? Überhaupt, warum als Buch? Gibt es doch schon längst als App. Und außerdem hat jeder echte Poet die Poesie für umsonst.“
„Ach?“, war alles, was mein Tagebuch für diesen Tag vermerkte.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Liebes Tagebuch,
mir wollen einfach keine Gedichte mehr einfallen, dabei waren doch die Gedichte mein ein und alles. Es ist als sei mein langjähriger Geliebter einfach aus der Tür gegangen, wortlos, ohne noch einmal zurückzusehen, ohne noch einmal zu winken.
Und jetzt sitze ich hier und fühle mich leer, ausgelaufen und verloren. Manchmal greife ich nach den Gedichtbänden in dem Regal hinter mir ( besonders Reiner Kunze und Robert Lax haben es mir in letzter Zeit angetan), nehme wahllos eins heraus, schlage eine Seite auf und gucke das Gedicht an. Ich gucke nur und das Gedicht guckt zurück und ich denke, wie blöd ist das denn, haben wir uns nicht irgendwann mal richtig gut verstanden, wir beide?
Aber da ist nichts zu machen, zumindest im Moment nicht. In meiner größten Not habe ich sogar mal eine Seite aus einem Lyrikband gewaltsam rausgerissen und mit in die Badewanne genommen. Ich dachte, wenn wir es uns so richtig gemütlich machen, wir zwei, so mit Kerzenschein und Fichtennadelduft, dann kann das vielleicht wieder was werden. Aber es wurde nicht! Es endete damit, dass die Seite mit dem Gedicht ins Wasser fiel und vom Schaum der Fichtennadeln gefressen wurde. Ratz fatz, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Sicherheitshalber bin ich nochmal untergetaucht, ich hatte die Hoffnung, eine kleine Silbe oder einen Buchstaben im grünen Wasser zu finden, aber Pustekuchen...
Nun sitze ich hier, starre in die Wolken, sehe dem Kondensstreifen eines Flugzeuges nach ( so wie der aussieht, ist der von Emirates, da bin ich mir sicher, ich werde gleich mal die Flugrouten checken. Wenn ich schon nicht wegfliegen kann, will ich wenigstens wissen, wer über mich hinwegfliegt, ohne mich zu fragen.) und denke darüber nach, wie die Gedichte wieder zu mir kommen können. Ich habe einen kleinen Buchstabenfänger aufgehängt, ein buntes Band aus Satin ( Glitzer soll doch helfen, oder nicht?) in pink/lila/türkis/rot. In der Ferne meine ich ein W zu entdecken, aber das kann auch eine Fata Morgana sein. Na, ich werde berichten....
Frollein verzweifelt
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Karl-Ludwig,
gute Frage: Waum gibt es keine Nachtbücher? Wahrscheinlich, weil sie dann Logbücher hießen. Oder wie können Ölsardinen überhaupt in der Dose ohne Panade überleben?
Und wer untersucht den Untersuchungsausschuss?
Ich freue mich, Karl-Ludwig, dass es dich geatmet hat und dass du dich uns angeschlossen hast, die wir gelegentlich und meist schonungslos von unserem täglichen dummen Tun berichten, jedenfalls, was mich betrifft.
Leider ist mein Tagebuch nicht so erotisch wie deins. Ich habe ja nur ein Online-Tagebuch und es antwortet auch nicht, wenn ich es beschimpfe (Das macht eigentlich niemand, ich bekomme dann nur Hausverbot).
Nun, ich bin gespannt, was noch so von dir kommt. Wenns mir zu lustig wird, such ich mir einen anderen Platz, sonst schnappst du mir noch meinen Leser weg, haha.
Sirius
Reset the World!
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Liebes Tagebuch,
ich frage mich gerade, warum die Nacht dunkel sein muss. Ist es damit wir nicht alles sehen können, was um uns herum passiert?
Frollein a.
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Liebes Tagebuch
Du kennst mich und meine Bemühungen, die sogenannte Inspiration, das kreative Element in uns allen, zu erforschen, fest zu nageln, auszuquetschen und in Anerkennung nebst Bargeld zu wandeln. Ich habe es mit panierten Ölsardinen versucht, mit Makrelen, mit 'Gedichten die der Welt fehlen', mit Hingabe und-und-und … und häufig war ich dabei breit wie Hulle, was der Wahrheitsfindung aber keinen Abbruch tat, – sie passierte genau so wenig wie sonst.
Ich be- und verklagte an anderer Stelle (Eine Wiederholung ist eine Wiederholung, ist eine Wiederh …) und wurde prompt mit der Aufmerksamkeit von Menschen belohnt, die auch so ihre Probleme mit der Kreativität haben (Sirius und Jonny). Die Anderen gingen gar nicht erst weiter darauf ein und haben vermutlich kluger Weise meinen Beitrag übersprungen. Wie auch diesen, wenn sie nur wollen.
Deswegen sollen diese Ignoranten nicht erfahren, dass und was ich gestern jahrelang gesucht habe und, was viel wichtiger ist, auch fand. Nämlich die Wahrheit über den dumpfen Drang namens Schaffenskraft und -willen:
Aus dem Herzen des Seins strömen ständig Inspirationspartikel durch das Multiversum. Die meisten verfehlen die äußerst kleine Kreativitätsdrüse (0,001 Gramm) ohne sie zu stimulieren. Statt dessen richten sie häufig übelstes Durcheinander an, wenn sie die wesentlich größere Libido treffen, oft aus lauter Dafke. Die Libidodrüse umfasst fast das ganze Hirn, also ca. 1375 Gramm (Männer), 1245 Gramm (Frauen) und nun kommt der Hammer: 1230 Gramm (Einstein). Hm. Vielleicht, …, hm, vielleicht sollte man an dieser Stelle besser nicht spekulieren. Jedenfalls ist die Kreativitätsdrüse schwer zu treffen weil sie so leicht und so klein ist.
Das weiß ich, weil mir eines dieser Trullalas an der richtigen Stelle in meinem Kopf für eindeutige Unklarheit sorgte und etwas über die Spaltung der Narrativität flüsterte, und die würde ungeheure Energien freisetzen.
Keine Sorge, es bleibt noch genug Schwachmatenquatsch für Dich über. Ja, Schwachmatenquatsch, normaler Weise sage ich Schwachmatenscheiß, aber falls hier Kinder mitlesen sollten, also: 'Schwachmatenquatsch'. Fast so harmlos wie 'Schnick-Schnack', nur persönlicher.
Oft treffen die Inspirationspartikel ein wenig völlig daneben. Einen Backstein zum Beispiel, der nun ahnt, wie sein weiteres Leben aussehen wird. Oder eine Lerche, die jubelnd gen Himmel aufsteigt und inbrünstig das Wunder der Existenz beträllert, bis sie von einem Adler kulturbanausisch in den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen eingeladen wird.
Im Schnitt wird ein normaler Mensch im gesamten Leben von 0,658 Teilchen aus purer Inspiration getroffen. Leider merkt betreffende Person, oft am Stammtisch, meistens gar nicht, dass sie gerade den einzigen echten Witz des Universums von sich gab. (Ihr kennt ihn. Ich habe ihn schon mal erwähnt. Es kommt ein Nashorn, ein Hohepriester und eine Vestalin drinnen vor. Leider weiß ich die Pointe nicht mehr)
Solche Teilchen/Wellen sind ebenso scheu wie die schwarze Materie. Aus widerspenstigen Antiteilchen/-wellen gestrickt explodieren sie gerne bei Kontakt mit der Realität schon weit draußen im All und sorgen für phänomenale Phänomene. (Schwarze Löcher, spontane Energie – genau, da stecken diese Dinger hinter!) Das sind alles so Probleme, welche schon entstehen, BEVOR so ein InspirationsWasAuchImmer bei mir ankommt und dann völlig erschöpft sein Letztes gibt – im wahrsten Sinn des Wortes, wobei mir diese Redewendung schwachmatisch erscheint denn einen 'Wahrsten Sinn' kann es per Definition gar nicht geben.
Erleichtert beklatschte ich dieses artefaktisch undefinierte Dingsbums mit einigen begeisterten Ovationen vom Sofa aus im Liegen, dann gab ich ihm ein Hirnschmalzbrot (mit Grieben) zu futtern und schickte es weiter.
Ist es schon beim Leser angekommen? Frollein a. hat extra einen kleinen Buchstabenfänger aufgehängt, ein buntes Band aus Satin. Erkläre ihr doch mal, dass man jederzeit aus zwei gebrauchten 'V's ein 'W' zusammensetzen kann.
Aber eines scheint mir völlig klar. Die Natur hat wieder mal Mist gebaut. Anstatt die Sonne Nachts scheinen zu lassen, scheint sie Tags über, wenn es eh schon hell ist. IsDochFusch!
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Liebes Karl-Ludwig-Tagebuch,
da hast du ja wieder ordentlich Text bunkern müssen. Immerhin wissen wir jetzt, dass die Inspirationspartikel Probleme mit dem Zielwasser haben, wenn sie aus dem Herzen des Seins abgefeuert werden und dann gelegentlich die Aufschlagsdrüsen verfehlen und verwechseln, wie es ja ständig dem Sirius passiert.
Nun musst du ja jeden Satz aushalten, ob erträglich oder nicht, und ich bewundere inbrünstig das Wunder der Gelassenheit, diese gekonnte Selbstbeherrschung von Tagebüchern.
Auch bei diesen Zeilen haben mich die Inspirationsartikel (Netto: 1,99) verfehlt und sind den Weg der schwarzen Materie gegangen (Klo!), aber du hast jetzt voll lustige Zeilen aufgesogen, die kann man immer wieder rausholen und daran Spaß haben, das kannst du Karl-Ludwig ausrichten.
Wie nennt man denn eigentlich den Besitzer eines Tagebuchs? Herrchen, Papa, Chef, Inspirationspartikelverwalter? Keule?
Is sich wurscht, Hauptsache, die lyrische Post geht ab!
Sirius
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