Die besseren Versionen unseres Selbst
Eine Begegnung mit Ayobami Adebayo, die in ihrem Debütroman „Bleib bei mir“ von ungewollter Kinderlosigkeit, Verlust und schier unglaublichem Verrat erzählt.
Es gibt diesen Punkt in Yejides Leben, da sagt sie zu ihrem Mann: „Akin, ich glaube, es wird ein Mädchen.“ Jenes ungeborene Kind, das ihren Bauch wachsen lässt. Auch noch, als mehrere Ärzte ihr mit Blick aufs Ultraschallbild mitgeteilt haben, dass da nichts sei in ihrem Leib. Yejide aber hält diese Scheinschwangerschaft, die sie in einer kuriosen Zeremonie auf dem „Berg der beispiellosen Wunder“ empfangen hat, mehr als ein Jahr lang aufrecht. Pseudocyesis lautet der medizinische Fachbegriff für das, was die nigerianische Autorin Ayobami Adebayo in ihrem Debütroman „Bleib bei mir“ tragikomisch schildert.
Es ist nur eine von vielen Diagnosen, die das auch nach Jahren noch ungewollt kinderlose Eheleben von Yejide und Akin belasten. Als die junge Frau sich in ihrer Verzweiflung dem Aberglauben eines Wunderheilers zuwendet (der zu Zeiten seiner Abwesenheit per Schild mitteilt: „Wenn Sie ein Wunder brauchen, kommen Sie bitte nächsten Monat“), da hat sie schon einiges ertragen. Hat sich gegen den Reproduktionsdruck ihrer Schwiegermutter und der weiteren Verwandtschaft „mit millionenfachem Lächeln gewappnet: dem Vergebt-mir-Lächeln, dem Habt-Mitleid-Lächeln und dem Ich-vertraue-auf-Gott-Lächeln. Mit jedem nur erdenklichen Lächeln, das man braucht, um einen Nachmittag mit einer Gruppe von Menschen zu überstehen, die vorgibt, nur das Beste für einen zu wollen, während sie mit einem Stock in offenen Wunden stochert“.
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http://www.fr.de/kultur/literatur/ayobam...elbst-a-1554526
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