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Zivilisation war gestern: Helene Hegemanns brutaler, drastischer und poetischer Roman „Bungalow“, der auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis steht
Ein etwa vierzigjähriges Hetero-Paar hat Sex mit einem Teenager. Damit beginnt Helene Hegemanns neuer, vergangene Woche für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominierter Roman „Bungalow“. Und mehr noch: Charlie, die zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt ist, würgt Georg, ihr doppelt so altes männliches Gegenüber, so lange, bis dieser ohnmächtig wird. „Es ging da nicht um die Abwandlung irgendeiner Routine, nur darum, dass Maria wegen uns den Fernseher ausmachen sollte.
Da ist er also wieder, jener bleischwere Ennui, dem nur mit krassen Exzessen beizukommen ist. Und der abgefuckte, ultracoole Hegemann-Sound, der sich seit „Axolotl Roadkill“ keine Spur abgemildert, eher an Schärfe gewonnen hat. Nur wenige schaffen es, so brutal, drastisch und poetisch zugleich zu schreiben.
Die Story mag zweitrangig sein, und dennoch: Man möchte schon gern wissen, wie es dazu kam, dass zwei Erwachsene eine Menage à trois mit einem Teenie beginnen. Und wie sich diese Beziehung literarisch beschreiben lässt, ohne in Kinderpornographie oder verklärten Kitsch abzugleiten. Allein deshalb werden vermutlich auch diejenigen bei der Stange bleiben, denen Hegemanns Rotz-Kotze-Sperma- Blut-Feuerwerk schnell auf die Nerven geht.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/neuer...s/22937200.html
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