200 neue Bücher pro Tag: Wer soll das alles lesen?
Für die Verlagsbranche gilt es, sich auf jene Stärken zu fokussieren, über die allein die Literatur verfügt. Teil sieben und Abschluss unserer Buchmarktdebatte "Der Gammelbuchskandal" titelte die FAZ vor gut einem Jahrzehnt, als der Diogenes-Verlag in einer nicht ungenialen Marketingaktion Plakate mit den "Worstsellern 2005", also den neun im Jahresverlauf am schlechtesten verkauften Büchern, großflächig in Buchhandlungen plakatierte
Platz eins der Ladenhüterliste belegten damals Frank O'Connors Meistererzählungen mit drei verkauften Exemplaren. Dicht gefolgt von George Orwell (Im Inneren des Wals, Platz zwei, acht verkaufte Exemplare) und auf Platz fünf William Faulkners Griff in den Staub (36 Bücher). Solcherlei ist für die Verlagsbranche nur eines von zahlreichen Problemen, mit denen man sich – Stichwort digitaler Wandel – auseinanderzusetzen hat. Wobei sich das lange als ernste Gefahr für das gedruckte Buch als Teufel an die Wand gemalte E-Book mittlerweile bei fünf Prozent Umsatzanteil einpendelte. Anders sieht es an der Front des Selfpublishing aus. In den USA produzieren Selbstverleger mittlerweile achtmal so viele selbstverlegte Titel wie klassische Verlage. Der E-Commerce Dienst iBusiness zitierte 2013 genüsslich eine Studie, dass sich auch im deutschen Sprachraum 30 Prozent der Schreibenden gegen die komplizierten, unkreativen und durch geringe Tantiemen vermeintlich ausbeuterischen Verlage entscheiden.
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