HÜRLIMANNS ROMAN „HEIMKEHR“: Lust und Verblendung
Er erzähle eine einfache, uralte Geschichte vom verlorenen Sohn, der heimkehrt zum verlorenen Vater, schreibt Thomas Hürlimann selbst über seinen Roman. Aber einfach ist hier nichts. „Heimkehr“ ist eine opulente Schelmengeschichte.
So einen Roman hat man von Thomas Hürlimann, dem Meister der strengen Form und der klaren Sätze, noch nicht gelesen: lustvoll überbordend erzählt und voller phantastischer und grotesker Episoden. Eine wilde, existentielle und raffiniert gebaute Schelmengeschichte, die den Leser wie ein Strudel herumwirbelt, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Denn genau so geht es dem Helden dieser Abenteuergeschichte, einem modernen Odysseus und Romantiker, der eigentlich nur eines will: nach Hause.
„Ich erzähle eine einfache, uralte Geschichte vom verlorenen Sohn, der heimkehrt zum verlorenen Vater“, schreibt Thomas Hürlimann über seinen Roman. Aber einfach ist in dieser Geschichte nichts. Denn wie in allen seinen Romanen, Theaterstücken und Erzählungen gehören die rational-klare und die abgründige, dämonische Erscheinungsweise der Welt stets zusammen, und schon der Ausgangspunkt seines Helden Heinrich Übel, die Schweiz, ist für ihn vermintes und schwankendes Gelände:
Vom Vater als „Abfall“ bezeichnet und aus dem Haus geworfen, die Mutter früh verschwunden. Am meisten leidet er aber an der unsicheren, inkonsistenten und feindseligen Welt, die ihn umgibt, eine Art Albtraumreich, in dem er sich schuldig und fremd fühlt. Was aus ihm in dieser Welt einmal werden soll, kann er sich nicht vorstellen.
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