Wenn ich gehe, ruht der Frost auf nackten Zweigen,
Vögel stellten längst ihre Gesänge ein
und vom Himmel fällt nun kaltes, weißes Schweigen,
wenn ich wiederkehre, soll es Frühling sein.
Wälder rauschen nicht mehr, sind im Nachdenken versunken,
von dem sommerwarmen grünen Kleid beraubt
gleichen ihre gold'nen Blätter Feuerfunken,
wenn ich wiederkehre sind sie längst zerstaubt.
Leben schlurft im engen, ausgetret'nem Kreis -
alles flieht einmal - die Zeit wird es vertreiben,
manchmal wartet man zu lang am falschem Gleis...
Wenn ich wiederkehre, kann ich doch nicht bleiben.
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Ein wunderschönes Gedicht, Jonny, mit so viel Wahrheit drin und Traurigkeit.
Ein unbedingtes Lesezeichen! Und der letzte Satz trifft ganz besonders, weil es wie verhesxt ist und man immer nur eine begrenzte Zeit irgendwo bleiben kann. Dann formen sich die Dinge zur Veränderung, auch ohne eigenes Zutun, die Dinge passieren einfach.
Mir ist es jedenfalls immer so gegangen. Und dir wohl auch. Und immer lässt man etwas zurück, das einem fehlt, bis man nichts mehr hat und nichts mehr ist. Für jeden Frühling muss man mit zwei Winter bezahlen. Und Winter machen alt und traurig und schweigsam.
Du siehst, Jonny, deine feinen Zeilen haben mich schreibselig gemacht. Danke dafür!
Sirius
Reset the World!
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Ich bin es, der zu danken hat, Sirius.
Für deine wunderbaren Kommentar - und für dein Lesezeichen.
Herzlichen Dank!
Jonny
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Gefällt mir richtig gut, Jonny, Du Meister der Melancholie. Der erste Vers allein ist für mich schon ein komplettes, fertiges Gedicht. Aber - müsste es nicht "des sommerwarmen grünen Kleids beraubt" heißen? (Was heißt müssen...)
LG, Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Herzlichen Dank, Jörn!
Und du hast nicht Unrecht.
Wälder rauschen nicht mehr, sind im Nachdenken versunken,
von dem sommerwarmen grünen Kleid beraubt
gleichen ihre gold'nen Blätter Feuerfunken,
wenn ich wiederkehre sind sie längst zerstaubt.
soll eigentlich in einem Satz gelesen werden.
Sonst müsste ich die zweite Zeile auch umstellen.
Etwa so dann:
Wälder rauschen nicht mehr, sind im Nachdenken versunken,
ihres sommerwarmen grünen Kleids beraubt
gleichen goldgefärbte Blätter Feuerfunken,
wenn ich wiederkehre sind sie längst zerstaubt.
Mit dem "zerstaubt" hadere ich auch etwas.
Wollte erst "verstaubt" schreiben, klingt aber nach eingestaubt.
Ich stell die zweite Version noch mal darunter:
Wenn ich gehe, ruht der Frost auf nackten Zweigen,
Vögel stellten längst schon die Gesänge ein
und vom Himmel fällt nun kaltes, weißes Schweigen,
wenn ich wiederkehre, soll es Frühling sein.
Wälder rauschen nicht mehr, sind im Nachdenken versunken,
ihres sommerwarmen grünen Kleids beraubt
gleichen goldgefärbte Blätter Feuerfunken,
wenn ich wiederkehre sind sie längst zerstaubt.
Leben schlurft inm engen, ausgetret'nem Kreis
alles flieht einmal - die Zeit wird es vertreiben,
manchmal wartet man zu lang am falschem Gleis...
Wenn ich wiederkehre, kann ich doch nicht bleiben.
Freu mich über dein Lesen, Jörn - und dass dir die Verse gefallen!
Jonny
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Zitat von Jonny
von dem sommerwarmen grünen Kleid beraubt
gleichen ihre gold'nen Blätter Feuerfunken,
soll eigentlich in einem Satz gelesen werden.
Sonst müsste ich die zweite Zeile auch umstellen.
Mit dem "zerstaubt" hadere ich auch etwas.
Jonny
In der ursprünglichen Fassung liest es sich, als hätte das grüne Kleid den Wald beraubt, daher ist hier eine Korrektur sicher notwendig. Aber du musst die zweite Zeile nicht umstellen, Jonny, sonst nimmst du ihr den von dir gedachten Sinn.
ihres sommerwarmen grünen Kleids beraubt
gleichen ihre goldnen Blätter Feuerfunken,
Mit dem "zerstaubt" musst du nicht hadern, sagt es doch genau was es meint: zerbröselt und zu Staub verfallen.
Mir gefallen deine Zeilen ausgesprochen gut, Jonny!
Liebe Lottegrüße
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Mit der zweiten Version ist das Gedicht jetzt optimal, in my humble opinion. Und ZERSTAUBT ist toll, lass es so. Ich mag so leicht kruxe Wortschöpfungen.
LG, Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Lotte, Jörn, ja - so könnte es gehen.
Und das zerstaubt habt ihr mir wieder auf die Beine gestellt.
Ich hacke alles noch einmal darunter, als Endfassung sozusagen.
Ich sag danke und wünsch euch einen schönen Abend!
Jonny
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ihres sommerwarmen grünen Kleids beraubt
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alles flieht einmal - die Zeit wird es vertreiben,
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