Wartezeiten auf einen Therapieplatz
Wie ein Lobbyverband psychisch Kranken schadet
Psychisch Kranke müssen ewig auf einen Therapieplatz warten, weil das System eine Behandlung von Menschen mit geringen Leiden fördert. Besserung ist nicht in Sicht - ein mächtiger Lobbyverband verhindert jede Reform.
Ein Gastkommentar von Manfred Lütz
Dreißig Psychotherapeuten habe ihre Schwester angerufen, aber seit Monaten bekommt sie keinen Therapieplatz, viele hätten nicht einmal geantwortet. Das erzählte eine Nachbarin meiner Frau und bat sie, ob denn nicht ich, der Chefarzt einer großen psychiatrischen Klinik, in diesem Fall helfen könnte. Wir nahmen die Patientin auf, sie war schwerst depressiv und mit den Nerven völlig am Ende. Nach ein paar Wochen intensiver Therapie ging es ihr wieder gut, und sie konnte stabil entlassen werden.
Solche Geschichten kennt fast jeder, aber die wenigsten Menschen haben zufällig einen psychiatrischen Chefarzt in der Nachbarschaft wohnen. Seit Jahren ist der Missstand bekannt, doch niemand unternimmt etwas Wirksames dagegen; die schwer psychisch Kranken haben keine Lobby.
Vor 30 Jahren bekam ich für jeden psychisch kranken Menschen binnen drei Tagen einen Psychotherapietermin, heute dauert das in Deutschland fünf Monate. Aber wer wirklich psychisch krank ist, kann nicht so lange warten.
Dabei sind sich die Experten einig, dass die schweren psychischen Krankheiten gar nicht zugenommen haben. Die unzumutbare Wartezeit liegt an einem kaputten System, das die Behandlung von Gesunden fördert und die wirklich Kranken leer ausgehen lässt.
Weiterlesen:
http://www.spiegel.de/gesundheit/psychol...-a-1259159.html
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