Minijobs: Subvention für krumme Geschäfte
Der Minijob soll von 450 auf 530 Euro im Monat anwachsen. Damit er mit der Mindestlohnanpassung Schritt halten kann. Das ist nicht weniger als der Ausbau des deutschen Jobwunders: Billige, unabgesicherte Arbeit, die Geschäftsmodelle subventioniert, die sonst nur beschwerlich Profit generieren würden.
Von den 7,2 Millionen Minijobbern in Deutschland haben 4,8 Millionen ausschließlich diesen einen Minijob – das sind etwa ein Neuntel aller Erwerbstätigen im Lande. Sozialversicherungspflichtige Niedriglöhner sind in dieser Working-Poor-Klassifizierung noch nicht mal enthalten. Wenn es nach Union und Wirtschaft geht, sollen sie bald mehr verdienen dürfen. Die Verdienstobergrenze soll von 450 Euro monatlich auf 530 Euro steigen. Das soll nicht etwa deshalb passieren, weil man sein Herz für die arbeitenden Armen gefunden hätte. Um die geht es gar nicht. Man möchte das für die armen Unternehmen tun, die durch den Mindestlohn um Arbeitszeit gebracht werden.
Der Minijob ist zum Problem geworden, seitdem auch er mindestlohnberechtigt ist. Das klingt ein bisschen so, als müssten die Unternehmen darben. Müssen sie freilich nicht. Kein Arbeitszeitmodell wird so ausgelutscht, wie der Minijob. Die Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte 2017 eine Studie, die sich mit Menschen auseinandersetzte, die eine geringfügige Beschäftigung als Haupterwerbsquelle hatten. Gut jeder zweite Betrieb, so ergab die Befragung, zahlte den Minijobbern gar keinen Mindestlohn. Eine andere Studie von RWI (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung legte dar, dass es noch viel schlimmer um diese Gruppe steht: Mehr als 34 Prozent der Betroffenen bekamen demnach keinen bezahlten Urlaub und für 31 Prozent fiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall weg. Verbindliche Rechtsansprüche? Die haben Seltenheitswert in diesem Beschäftigungssegment.
Jetzt haben wir noch nicht mal davon gesprochen, dass es diese Minijobs sind, die auch als eine Art Scheinbeschäftigung wirken. Zahlen lassen sich schwer ermitteln, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Minijobber mehr arbeiten, als sie eigentlich dürften. Die hier anfallende Schwarzarbeit lässt sich schwer eruieren, immerhin sind die betroffenen Angestellten nicht »schwarz im Laden«, also als Unbefugte nicht am Produktions- oder Arbeitsort: Sie haben ja einen Arbeitsvertrag. Immer dann, wenn Kontrollen stattfinden, sind sie eben noch nicht so lange im Dienst oder haben angeblich morgen zum Ausgleich frei.
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