Es war einmal ein kleiner König,
ihn dick zu nennen wär zu wenig.
Er hatte sich höchstselbst gekrönt
und seine Vita auch geschönt.
Er tat mehr schlecht als recht regieren,
ließ lieber sich zur Tafel führen.
Wenn man ihm die Serviette band,
gab's nirgends Wildschwein mehr im Land.
Ließ sich im Königreich rumtragen,
so konnt er alle überragen,
auf einem großen blauen Schild.
Fürwahr, ein imposantes Bild!
Er trug von nem famosen Schneider
von Hand gewebte neue Kleider
aus Stoff, der ganz besonders war,
hauchzart, vollkommen unsichtbar.
Und seine Untertanen lachten,
bis ihnen ihre Schwarten krachten.
"Ha, dieser König is'n Witz,
der Fettwanst mit nem Kopf voll Grütz!"
Die Diener aber, die den König
herumzutragen hatten ewig,
die liefen sich die Beine ab,
bis es am Ende keine gab.
Mussten sich kriechend fortbewegen,
das kam dem König auch gelegen.
Nun krochen sie ihm hinten rein,
das fand er ganz besonders fein.
Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.
Joachim Ringelnatz
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Diese "Könige" gibt es auch in Schlips und Kragen. Und diese Völker gibt es zuhauf.
Ein feines Gedicht hast du uns hier gelassen, Jenny!
Sirius
Reset the World!
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