DEBÜTROMAN
Dana von Suffrin: „Otto“ – Denk ich an Otto ...
Der ungewöhnliche Debütroman der Historikerin Dana von Suffrin ist ein Mosaik der Erinnerungskultur und ein Monument der Liebe.Die Literatur ist voll kleiner und großer Tyrannen. Figuren, die auf dem Rücken anderer leben. Shakespeares Iago natürlich, der Frauenmörder Fritz Honka, literarisch verarbeitet in „Der Goldene Handschuh“ von Heinz Strunk, oder der superschlaue Querulant Ignaz J. Reilly in „Ignaz oder die Verschwörung der Idioten“, den seine Mutter zwingen muss, das Nest zu verlassen und arbeiten zu gehen; John Kennedy Toole bekam für das Erstlingswerk postum den Pulitzer-Preis.
„Otto, Ingenieur, gebürtig in Rumänien, Herr über ein Reihenhaus und zwei unglückliche Töchter, war schon eine Heimsuchung, bevor er ins Krankenhaus kam. Als er entlassen wurde, geschah, was niemand für möglich gehalten hatte: Es wurde noch schlimmer.“ Dieser Leseanreiz, ausgesprochen von Timna, Ich-Erzählerin im Debütroman „Otto“ von Dana von Suffrin, kommt schon nach wenigen Seiten. Reiht sie Otto in die Tradition großer und kleiner Tyrannen ein?Es scheint so. Otto, ein Siebenbürger Jude, zweimal verheiratet, zweimal geschieden, „schaut aus wie Hollywood-Schauspieler, aber dafür benimmt er sich wie ein Rindvieh und isst wie ein Schwein“, so charakterisiert ihn seine zweite Frau, Ursula. Timna, kurz für Timnale, jüngste Tochter, Doktorin der Philosophie, autofiktionales Alter Ego der Autorin, sagt: „Ich war seine Lieblingstochter, mich beleidigte er nur selten, während er meine Schwester häufig nur mit Arschloch ansprach.“ Die Historikerin Dana von Suffrin, 1985 in München geboren, bald Doktorin der Philosophie, hat damit ein Stück Familiengeschichte
literarisiert.
https://www.fr.de/kultur/literatur/dana-...o-12996884.html
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