Jede Demenz ist anders
David Wagner erzählt vom Selbstverlust seines Vaters in Dialogen, die das Leben festhalten sollen.
Jedes Buch über einen dementen Angehörigen steht im Schatten eines Riesen: «Der alte König in seinem Exil» von Arno Geiger über seinen Vater hat eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert, Scharen von Lesern zum Nachdenken gebracht und zu Tränen gerührt. Aber nicht nur betrachtet jeder Autor den gleichen Gegenstand auf ganz eigene Weise, auch jede Demenz verläuft anders. Und so ist «Der vergessliche Riese» von David Wagner ein ganz besonderes, ein einzigartiges Leseerlebnis.
Wagner, Jahrgang 1971, hat 2013 den Preis der Leipziger Buchmesse für den Roman «Leben» bekommen, den Bericht über seine Lebertransplantation, aber auch über das Spital-Universum und seine Bewohner.
Ganz nah am eigenen Leben entlang ist auch das neue Buch geschrieben. Die Kindheit in der Kleinstadt Andernach am Rhein, die nicht konfliktfreien Familienverhältnisse, die halbwüchsige Tochter, die Existenz als reisender Schriftsteller: Das ist der reale David Wagner und doch, sobald eine Erzählerfigur daraus wird, eben nicht mehr.
Vor allem tritt der Ich-Erzähler hier meist als Gesprächspartner auf. Das Buch besteht überwiegend aus Dialogen zwischen Vater und Sohn. Sie dokumentieren über vier Jahre die Abnahme der geistigen Fähigkeiten, das Schwinden der Vergangenheit, den Orientierungsverlust. Und sie dienen auch der Vergewisserung dessen, was noch vorhanden ist.
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https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buec.../story/28384083
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