Lyrische Lebensregeln
Immer schön die Stange fassen,
Damen stets den Vortritt lassen,
in Gesellschaft fromm und still,
niemals vorlaut oder schrill,
stets auf ältre Weise hören,
keine falschen Eide schwören,
Fisch nicht mit dem Messer essen,
auch das Papstwort nicht vergessen:
„Nicht zu oft die Weiber bügeln!“
deshalb Fleischeslust bezügeln,
Die Penunze nicht verprassen,
nichts so wie die Sünde hassen,
niemals nackt in Spiegel schauen,
keinem Atheisten trauen.
Trink nicht aus der Untertasse,
und entwende keine Kasse,
führe stets ein saubres Leben,
Tugend sei dein Hauptbestreben,
nach dem Scheußen wasch die Hände,
schmiere nichts an fremde Wände,
kurzum: sei zumindest gut,
denn wer gut ist, auch gut ruht.
Das ist ein altbewährter Brauch.
Aber anders geht es auch.
Herbert Rosendorfer
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