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Erinnerung geht nie der Reihe nach

#1 von Sirius , 05.03.2020 17:33

HANNS ZISCHLERS ROMANDEBÜT
Erinnerung geht nie der Reihe nach

Es war einmal in „Neu York“: Eine weitgereiste alte Dame erzählt einer jungen Frau von ihrer großen Liebe – der erste Roman des bekannten Schauspielers Hanns Zischler.

Ein paar Tage im Sommer 1966, im Fränkischen, auf dem Dorf, fern von Vietnam, der Krieg ist nur eine flüchtige Nachricht im Radio. Eine alte Dame und eine junge Frau, Gespräche, die tief in die Vergangenheit führen, in die bewegte, abenteuerliche, farbige Vergangenheit der alten Dame, an die Schwelle zum 20. Jahrhundert. Das ist die Grundsituation in Hanns Zischlers erstem Roman "Der zerrissene Brief". Der Autor gibt sich zu erkennen, er ist Adressat eines undatierten Briefes, den ihm die junge Frau geschrieben hat. "Zweifelst du daran?", fragt Elsa, und sie meint die Geschichte, die die 84-jährige Pauline ihr erzählt hat.

Elsa, die Biologiestudentin, kennt Pauline, seit sie als Kind in den fünfziger Jahren bei ihr die Ferien verbrachte. Sie ist zu der alten Dame, die sie über die Jahre "per Brief adoptiert" hat, gefahren, weil sie mit ihren gerade mal einundzwanzig Jahren ihren ersten großen Liebeskummer hat - und das ist, auf paradoxe Weise, ein Glücksfall, weil es die Erinnerungen der alten Dame an ihre große Liebe beflügelt, an ihren Mann Max, "mein Plusquamperfekt". Und so wie die beiden Liebesgeschichten miteinander lose korrelieren, so verbindet sich für Pauline auch die große, weite Welt ihrer vielen Reisen mit der überschaubaren Provinz, nachdem Max sie "vor fast siebzig Jahren ihre vertraute Welt als eine exotische hatte erleben lassen".

Weiterlesen:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...f-16638265.html


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Sirius
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