Denk ich an Deutschland in der Nacht
Erdogan demonstriert seine militärische Macht und droht mit Krieg in Syrien. Was denkt man in Deutschland dazu?
«Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht».
Diese Zeilen schrieb der deutsche Dichter Heinrich Heine im Jahr 1844. Wer in diesen Tagen die «Süddeutsche Zeitung» und einen Tag später den Zürcher «TagesAnzeiger» gelesen hat, der in der Auslandberichterstattung und -kommentierung die Partner-Zeitung der «Süddeutschen» ist, der wird von Heinrich Heine nach 176 Jahren buchstäblich eingeholt: Ein Kommentar in dieser grössten Zeitung Bayerns kann einem eine schlaflose Nacht bescheren.
Paul-Anton Krüger, seines Zeichens Stellvertretender Leiter des Ausland-Ressorts der «Süddeutschen Zeitung» SZ, publizierte am 28. Februar einen Kommentar zum jüngsten militärischen Vorpreschen Erdogans in Syrien. Doch wer erwartet hatte, dass er den völkerrechtswidrigen Waffengang der türkischen Armee in Syrien verurteilte oder wenigstens bedauerte oder zu erklären versuchte, sah sich getäuscht. Für Krüger ist die Türkei als NATO-Partner «der Verbündete» und die Türkei – wörtlich – «steht auf der richtigen Seite»! Und wie sollen die USA und Europa nun reagieren? Die Augen verschliessen oder wegschauen, weil Erdogan ja «auf der richtigen Seite» steht?
Paul-Anton Krüger weiss, wer der Schuldige ist und wer bestraft werden muss: Russland. Das war der «Süddeutschen Zeitung» sogar die Headline dieses Kommentars wert: «Harte Sanktionen gegen Moskau sind nötig».
Da ist in Idlib in Syrien immer noch ein Rest jenes «Islamischen Staates», den die USA der dortigen Dschihadisten wegen ab 2014 mit Waffengewalt bekämpften. Jetzt eilt Erdogan diesen Al-Kaida-nahen Terroristen zu Hilfe, um eine bewaffnete Opposition gegen Assad aufrecht zu erhalten und um selber in Syrien machtpolitisch «mitreden» zu können. Und schon ist dieser Erdogan «auf der richtigen Seite». Bestraft dagegen soll Russland werden, das von Assad gegen die Einmischung der US-Amerikaner zu Hilfe gerufen wurde.
In den grossen deutschen Medien scheint es einen breiten Konsens zu geben: Was, wann und wo immer auch abläuft, das nicht im Sinne der USA und der NATO ist: Schuldig ist immer Putin und bestraft werden muss immer Moskau. So erhält man sich einen Feind, den man im Interesse der selber anvisierten «Weltordnung» und der Rüstungsindustrie eben braucht.
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https://www.infosperber.ch/Artikel/Medie...and-Suddeutsche
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