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vukgärpsychologisches Stammeln

#1 von Karl Ludwig , 11.04.2020 17:01

Mich wundert, dass ich am Wundern bin

Dabei war mir seit der Pubertät klar, dass es auch böse und dumme Menschen gibt. Ich kannte aber keine. Es war nur ein abstraktes, rein theoretisches Wissen. Als Erwachsener machte mich das Erforschen menschlicher Abgründe anhand naheliegendem me, myself and I und ich selber natürlich auch mit dabei, ganz schön fertig und in späteren Jahren ziemlich demütig.

Ich hatte echte Schwierigkeiten im Umgang mit Leuten, die ohne Verhalten einschränkende Ethik andere Menschen ärgern. Mir war klar, dass der Mensch unmenschlich sein kann und dieses in der Vergangenheit oft bewiesen hat. Aber die Kriege gebärende Blödheit der Lemmmingerudelwesen (obwohl es ein Gerücht ist, dass Lemminge von Klippen hüpfen, um die Evolution zu beschleunigen und eines Tages fliegen werden), diese innewohnende Bereitschaft zur Unterwerfung, wenn nur so ein Psychopath ohne hinderliche Selbstzweifel laut genug seinen Führungsanspruch verkündet, ebendiese Blödheit ist unsere wahre Erbsünde. Wir wurden nicht aus dem Paradies vertrieben, weil wir vom Baum der Erkenntnis aßen. Die Äpfel waren noch nicht reif! Seitdem haben wir geistigen Dünnschiss und mussten deswegen den Garten Eden verlassen …

Das Böse sei dem menschlichen Wesen innewohnend und immer und überall wesentlich, meinte jedenfalls Kant. Es ist als ein radikales Böse ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur, da dieser nicht nur ein Vernunftwesen, sondern auch ein Organismus mit Bedürfnissen sei. (Sprich: Unser animalisches Erbe und z.B. Hunger beeinflussen massiv unser Denken.)

Gemein ist all diesen Schwatzmäulern eine geschraubte Sprache, mit der sich die Gebildeten einst rhetorisch vom Pöbel abgrenzten. (Ich meine ja nur. Kann Kant nicht einfach schreiben: Der Egoismus in unserem Selbsterhaltungsprogramm ist ein starkes Ansporn, die Moral bei Bedarf mal kräftig zu biegen, bis es knackt?)

Nietzsche erklärt das Böse zu einem Konstrukt christlicher Sklavenmoral, das die ursprüngliche Unterscheidung von gut/schlecht in gut/böse verdreht habe. (Also alles bloß ein Missverständnis).

Cioran: „Schüchtern, ohne Dynamik, ist das Gute unfähig, sich mitzuteilen, das viel eifrigere Böse will sich übertragen und erreicht es, denn es besitzt das zweifache Privilegium, faszinierend und ansteckend zu sein.“ (Soll bedeuten: Das Böse ist interessanter als das Gute und man bekommt echt Bock dabei mitzumachen.)

Augustinus, klar, die Erbsünde!

So. Genug in Hieronymus Bosch. Nun etwas auf Gauguin:

Der Mensch sei von Natur aus ganz dolle lieb. So Margaret Mead ihren berühmten Bericht über Samoa. (Ein Dokument der projektiven Wissenschaft)

Rousseau 'bewies', dass der Mensch gut sei. (Solange er es nicht mit anderen Leuten zu tun bekommt.)

Rutger Bregmann (und wer zum Teufel ist das): Eigentlich sind Menschen ganz in Ordnung. Es sei nicht die sogenannte Zivilisation, die uns zwinge, nett zu sein. Sondern soziales Verhalten liege in unserer Natur. (So ein Quatsch. Wir kooperieren mit der Familie, dem Stamm und so, weil es Vorteile mit sich bringt. Die anderen sind Fremde, auf Quantoquatscho Synonym für Zielscheibe.)

Und nun kommt der Spannungsbogen richtig unter Strom: Was ist denn so erstaunlich daran, wenn die Welt gefühlt um eine sehr schiefe Achse eiert? Wir Menschen sind nun mal so. Und ich bin auch einer. Da muss ich mich doch nicht extra fremdschämen?

Nie habe ich absichtlich jemandem Schaden zugefügt (hoffe ich), - das war mein Minimalanspruch: Den Mist nicht eins zu eins weiterreichen. Denn immer, wenn das sizilianische Temperament durchbrach, verschlimmerte sich die Situation – so meine Erfahrungen. Deeskalation ist ja nicht nur auf irgendwelche Friedensgespräche beschränkt (die Zeit der Waffenpflege für den nächsten Gang), sondern ist auch im Alltag ein probates Mittel, ständig die Arschkarte zu ziehen. Konsensbereitschaft beim anderen wird als Schwäche interpretiert und bestätigt nur die Richtigkeit der eigenen Meinung.

Ich las so viel über die Funktionsweise des menschlichen Bewusstseins. Anfangs in der Bibel, wo mir einige Widersprüche und Unlogismen klar machten, dass in dieser Richtung die Wahrheit durch symbolisches, rituelles Handeln und Denken eher vernebelt wird, denn geklärt. Später las ich alles, was irgendwie mit Psychologie zu tun hat. Danach hatte ich eine spirituelle Phase. Spirituell funzt allerdings nur, wenn man auch fest ist in seinem Glauben, – allein, der fehlte mir.

Warum also bin ich immer noch völlig baff, wenn ich den Informationen hinterher lese. Warum staune ich immer wieder, wenn mir jemand versucht klar zu machen, dass der Mensch nie auf dem Mond war und alles um den Coronavirus19 eine Verschwörung sei. „Klar.“, sage ich dann und denke: Qui bono? Allerdings auf Deutsch: Wem nutzt es? Aber was kann man denn auch groß von Lebewesen erwarten, die schon mal von Außerirdischen entführt wurden. Die wissen Bescheid, und möchten uns, so wie Junkies zum Anfixen anderer neigen, an ihrem heiligen Wissen teilnehmen lassen.

Andererseits soll ja die Fähigkeit noch Staunen zu können ganz viel toll sein. Sagen die, welche das Kind in uns am liebsten ausrotten würden.


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Karl Ludwig  
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zuletzt bearbeitet 11.04.2020 | Top

RE: vukgärpsychologisches Stammeln

#2 von Sirius , 14.04.2020 18:03

Saustark, Karl-Ludwig! Und ungewöhnlich ernst und sachlich mit viel Lebenserfahrung und gesellschaftlicher Umsicht!
Eigentlich zu schade für „Kurzgeschichten“! Ich bin dir sehr interessiert und zustimmend gefolgt!

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