Der digitale Seuchenpass darf keine Lösung sein
Fabian A. Scherschel sieht im Solutionismus der Technokraten keine Lösung unserer COVID-19-Probleme, sondern die Gefahr eines alptraumhaften Dauerzustands.
Nachdem viele Beobachter die Idee des Contact Tracing per App zur Eindämmung der COVID-19-Epidemie mittlerweile sehr skeptisch sehen, wird nun das nächste Konzept in Stellung gebracht: Der digitale Seuchenpass. Mehrere Gruppen von Wissenschaftlern und Software-Entwicklern versuchen gerade, ein solches “digitales Gesundheitszertifikat” möglichst datenschutzkonform umzusetzen.
Sie lassen dabei aber die wichtigste Frage, die sich eigentlich zuerst stellen müsste, komplett außer acht. Denn was uns bei diesem Konzept eigentlich interessieren sollte, ist nicht, ob wir solche Daten am besten in einer Blockchain lagern und ob die Krypto des Systems funktioniert, sondern ob diese Idee nicht grundsätzlich dem Schutz der Menschenwürde und dem Schutz vor Diskriminierung widerspricht, die das Fundament unserer Grundrechte bilden.
Ein Beispiel: Die Arbeitsgruppe für eine Disposable Health ID (DHID) der Branchenvereinigung IoT Council versucht gerade, eine Methode zu entwickeln, mit der ein Anwender Gesundheitsdaten — etwa aus einem SARS-CoV-2-Antikörpertest — unter eigener Kontrolle in beliebige Gesundheits-IDs einpflegen kann. Die Lebenszeiten dieser IDs und welche Daten sie enthalten, sind komplett unter der Kontrolle des jeweiligen Anwenders. Einzelne IDs können dann etwa genutzt werden, um gegenüber dem Arbeitgeber, einem Event-Veranstalter oder einer Fluggesellschaft zu bezeugen, dass die mit der ID ausgestattete Person gesund ist. Das alles soll mit kryptografischen Signaturen und Blockchain-ähnlichen öffentlichen Ledgern wasserdicht abgesichert werden.
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https://www.heise.de/newsticker/meldung/...in-4717904.html
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