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Bettina Gärtner „Herrmann“

#1 von Sirius , 15.05.2020 17:45

Bettina Gärtner „Herrmann“: Der Fuchs in ihm

Bettina Gärtner erzählt in „Herrmann“ von einem Mann, der unkündbar, aber nicht glücklich ist – und sie verzichtet darauf, daraus eine Komödie oder ein Splatter-Movie zu machen.

Bettina Gärtner unterläuft Erwartungen auf eine milde friedfertige Weise, aber doch hinterrücks genug, um ihren Roman „Herrmann“ spannend zu machen. Herrmann, dieser scheinbar doppelt männliche, aber ganz unmartialische Vorname – es gibt Leute, die lassen bloß ein r weg, und schon denken sie dabei an selbstgebackenes Brot –, gehört hier zu einem eine Spur ausgelaugten Junggesellen in den Vierzigern. In Österreich in seinem Heimatort ist er irgendwie hängengeblieben, hinter sich eine verunglückte Beziehung, vor sich ein zweiter Besuch bei der Betriebsärztin – mit dem Herzen stimmt etwas nicht. Dass er in seiner via Regionalbahn erreichbaren Firma inzwischen zu den „Unkündbaren“ gehört, dokumentiert nicht so sehr Sicherheit als einen Berufsalltag auf dem Abstellgleis.

Herrmanns Büroalltag mit all jenen kleinen Verlegenheiten im Großraumbüro, der Langeweile, dem Rechtfertigungsdruck, den Nickeligkeiten legt nahe, „Herrmann“ als Satire zu verstehen. In einem Untergeschoss des aus mehr als einem Grund kafkaesken Unternehmens (was wird hier eigentlich hergestellt und wer hat das Sagen?) waltet der Hausgrafiker, auch er unkündbar und nurmehr für Materialverteilung zuständig. „Er verglich sein Schicksal gern mit dem der Donaumonarchie, die Glanzzeit markierte der Designpreis für das legendäre Fressen-und-Gefressen-werden-Sondermarken-Set aus Anlass des ersten dreistelligen Unternehmensgründungsjubiläums. Biene und Bienenfresser, Frosch und Fliege, in der Jurybegründung fand auch die Ironie der Idee lobende Erwähnung, Herrmanns Idee.“ Sieh an, denkt man da, solche Ideen hat Herrmann also. Aber was heißt das? Die Schriftstellerin Gärtner, 1962 in Frankfurt geboren und schon als kleines Kind nach Wien gekommen, nutzt zwar ihren Sinn für das Gewitzte und Groteske, aber sie lässt uns auch freundlich allein damit.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/betti...s-13763375.html


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Sirius
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