Mensch, Ulrike!
70 Intellektuelle haben einen offenen Brief unterschrieben, der insbesondere mehr Waffen und mehr Geld für die Ukraine fordert. Nicht alle, die da genannt werden, können als intellektuell betrachtet werden. Eine aber ganz bestimmt: taz-Journalistin Ulrike Herrmann.
Und wieder gibt es einen offenen Brief: Diesmal geht es um Geld und Waffen – für die Ukraine. Erstunterzeichner sind 70 Personen, die in der Öffentlichkeit wirken. Gemeinhin werden sie auch »Intellektuelle« genannt, was aber wahrlich nicht immer stimmen muss. Man nehme nur den Initiator des Briefes nebst Gattin. Bei beiden handelt es sich um so genannte »Altgrüne« – was immer auch diese Benennung heute noch bedeuten mag. Beide sind Teil der Geschäftsführung des Zentrums für Liberale Moderne (LibMod) – dort sind sie nicht intellektuell tätig, sondern propagandistisch. Darf man dieser Tage eigentlich noch am intellektuellen Wirkungsgrad von Menschen zweifeln, die sich ständig propagandistisch aufdrängen? Oder ist das schon Volksverhetzung?
Neben der Nobelpreisträgerin Herta Müller, Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ex-Sicherheitskonferenzler Wolfgang Ischinger und Ex-Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit hat auch Ulrike Herrmann unterschrieben. Die taz-Journalistin hat einen in den letzten Wochen und Monaten häufig fassungslos zurückgelassen. Das ist tragisch, denn die Frau war jahrelang eine Stimme der Vernunft in einer Zeit, da die angebotsorientierte Wirtschaftstheorie alles zermalmte, was sich ihr in den Weg stellte. Seitdem es diesen Krieg gibt allerdings, scheint alle Vernunft wie weggeblasen.
Befremdlich war einer ihrer Auftritte bei Markus Lanz vor etlichen Monaten. Dort machte sie klar, dass sie für Aufrüstung sei. Dann fachsimpelte sie über den Marder, den total veralteten Panzertypus der Bundeswehr. Man erfuhr was über Inbetriebnahme und Bedienung, als habe die Frau ihr Leben lang heimlich Waffen an den Mann gebracht und nur zur Tarnung eine Identität als Wirtschaftsexpertin angenommen.
Im Gegensatz zu vielen ihrer Erstunterzeichnerkollegen ist die Frau ja wirklich intellektuell. Das heißt, sie kann sich was anlesen, kann schnell erfassen: Das ist eine Gabe. Die Frage ist aber an dieser Stelle, ob sie, die sich bei Lanz auch mal vermeintlich selbstironisch als »Hobby-Generalin« bezeichnete, nun wirklich so tun sollte, als wisse sie ganz genau, wovon sie rede. Man kann sich ja zum Beispiel auch anlesen, wie ein Chirurg einen Oberschenkelhalsbruch operativ behandelt. Sicherlich gibt es minutiöse Abhandlungen darüber, die stark ins Detail gehen. Aber reicht das, um sich demnächst von Ulrike Herrmann im OP-Saal begrüßen zu lassen?
Dass sie sich jetzt für mehr Waffen ausspricht und das sogar mittels Unterzeichnung eines offenen Briefes nochmal formalisiert, ist nun wirklich keine Überraschung mehr. Das hat sich abgezeichnet, Ulrike Herrmann hat zuletzt in dieser Angelegenheit alle Hemmungen fallen lassen. Daher sieht man sie in der letzten Zeit auch wieder häufiger auf der Mattscheibe. Wenn nämlich eine Journalistin von der einst pazifistischen taz dazu übergeht, die Traditionen ihres Hausblattes offensiv ins Gegenteil zu verkehren, ist sie mehr wert als irgendein Röttgen oder Merz, von denen man diese Haltung ohnehin erwarten durfte. Ja, wenn selbst die grünen Funktionseliten umkippen, dann simuliert man damit doch die Brisanz der Notwendigkeit: Wenn es selbst sie eingesehen haben, dann sind verstärkte Waffenlieferungen nicht eine Option von vielen – dann ist sie die alternativlose Option.
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https://www.neulandrebellen.de/2022/11/mensch-ulrike/
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