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Ulrike Stöhring: Beziehungsjunkie

#1 von Sirius , 11.04.2022 17:13

Ulrike Stöhring: Beziehungsjunkie
So schön kann doch kein Mann sein
Trennung als Weg: Ulrike Stöhring erzählt von der Emanzipation eines Beziehungsjunkies

Eine Frau Anfang 50. Eben noch sitzt sie mit einem Glas Wein in der Hand mit dem Ehegatten auf dem Balkon in der Abendsonne, im nächsten Moment bricht sie im Badezimmer zusammen – und der Mann ist weg zu einer anderen.
Ulrike Stöhring, Autorin dieses autobiografisch von einer „Trennung in der Lebensmitte“ erzählenden Sachbuchs, nennt sich „Beziehungsjunkie“. Als Bericht über einen kalten Entzug und seine Folgen lesen sich dann auch die ersten Kapitel.

Es ist erstaunlich, wie erdrückend allgemeingültig die Idealbilder des reproduktions-sexuellen Zusammenlebens sind. Sie treten uns täglich entgegen. Und wir, obschon kulturkritisch auf- und abgeklärt, glauben daran. Wir verbandeln uns, als gäb’s kein Morgen. Die Scheidungsquote aber ist hoch, die der Zweit- und Drittehen noch höher. Schon nach 25 Seiten kommt der Krieg ins Spiel. Nein, nicht der Rosenkrieg – der Zweite Weltkrieg. Die Autorin rechnet sich und den Mann, der sie verließ, zur Generation der Kriegsenkel, die mit den Beziehungsmustern ihrer Eltern, der Kriegskinder, aufwuchsen. Das Nachsinnen darüber, warum wir derart in kompensatorischen Beziehungserwartungen gefangen sind, steht zwischen dem Bericht eines Entzugs und der Erzählung eines Aufbruchs zu neuen „Mustern der Gesellung“.

„Männer, die verlassen haben“, werden interviewt. Nach Täterhass und Opfer-Larmoyanz sieht das nicht aus. In Büchern über das Von-einer-Frau-verlassen-Werden stellt sich das anders dar. Männer, die ihre Partnerinnen verlassen haben, sprechen nicht so bereitwillig wie Frauen über das Ende von Beziehungen, stellt Stöhring fest. Einige aber bringt sie zum Reden.

Und, Kerle, hier zeigt sich, dass das auch ein Buch für euch ist! Zum Beispiel der Mann, der nach Prostata-OP und Angst vor Impotenz eine Beziehung zu seiner Physiotherapeutin eingeht und dafür die Mutter seiner Kinder verlässt, die Frau, die ihm bedingungslos beigestanden hatte: „Es ist schade, dass ich meine Selbstwertprobleme nicht anders habe lösen können.“ Besuche bei einst verlassenen, heute glücklichen Frauen folgen. Einige leben in neuen Beziehungen, andere bewusst nicht.

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/msuckow/s...-kein-mann-sein


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Sirius
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