INFEKTIONEN AUF SCHLACHTHÖFEN
Auf die Schlachtbank
Arbeitsminister Heil will Werkvertragsmodelle im Kernbereich der Schlachtindustrie verbieten. Das ist ein harter Schlag. Er hat aber gute Gründe.
Das Coronavirus ist unbestechlich. Zwar wird nicht jeder Verstoß gegen Sicherheitsanforderungen durch eine Masseninfektion bestraft. Aber wo eine Häufung von Infektionen auftritt, zeigt das sehr wohl eine Missachtung von Sicherheitsanforderungen an. Ob aus Leichtfertigkeit oder gar rücksichtslosem Kalkül, ist dem Virus egal. Es unterscheidet weder zwischen Schweden und Brasilien – noch zwischen Fußball und Fleischfabrik.
In der Fleischindustrie liefert es nun erdrückende Beweise. Dass dort etwas schiefläuft im Hinblick auf Produktions-, Arbeitsbedingungen und deren Kontrolle, steht als Verdacht schon lange im Raum; an Kritik von Gewerkschaften, Tier- und Klimaschützern fehlte es nie. Eines aber war stets schwer zu beurteilen: Gab es echte Strukturprobleme – oder wurden eher Einzelfälle aller Art für interessenpolitische Generalanklagen benutzt?
Von unglücklichen Einzelfällen kann jetzt keine Rede mehr sein. Die Häufung von Infektionen an weit voneinander entfernten Schlachthofstandorten ist nur so zu erklären, dass Unternehmen strukturell verantwortungslos gehandelt haben. Und das rechtfertigt die Absicht der Regierung, strukturell etwas zu ändern.
Offenbar herrschte in der Fleischindustrie anders als unter Spargelbauern die Ansicht vor, dass ausländische Entsendearbeiter nicht nur anspruchslose Arbeitskräfte seien, man erhalte mit ihnen auch noch Rabatt auf den Gesundheitsschutz. Hätte deren Einsatz mit einem Mangel einheimischer Fleischzerleger zu tun, würden die Unternehmen mehr für Gesundheitsschutz tun. Aber sie vermeiden es sogar, diese Arbeitskräfte bei sich anzustellen – lieber lagern sie den Betrieb ganzer Schlachthöfe an kaum kontrollierbare Drittfirmen aus.
Weiterlesen:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/u...k-16775830.html
Anmerkung unseres Lesers J.A.: Ein Wunder, ein Wunder: die FAZ befürwortet die Regulierung dieser schlimmen Zustände in der Schlachtindustrie! Man kann zwar meinen, nur wegen der hohen Gesundheitsgefahr für die Restbevölkerung, aber immerhin zeigt sich hier ein Schimmer von sozialem Verantwortungsbewußtsein. Anders bei der Union: die hat noch immer “Gesprächsbedarf” – worüber eigentlich? Ob die Zustände nun “katastrophal” oder “pervers” sind? Angeblich lehnt die Union “ein Verbot von Werkverträgen in der Branche” ab, man kann nicht glauben, wie sehr die geschmiert sein müssen.
Reset the World!
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Keine Frage, es ist schon lang an der Zeit die Schlachtindustrie in die Pflicht zu nehmen. Doch ehe die Regierenden auf andere zeigen, sollten sie den Zeigefinger auf sich richten. Denn sie vermeiden es, Flüchtlinge in eigener Regie zu betreuen – lieber lagern sie den Betrieb ganzer Flüchtlingsheime an kaum kontrollierbare Firmen aus.
"Was Experten befürchteten, ist in Sankt Augustin eingetreten: eine Corona-Masseninfektion in einem Flüchtlingsheim. Eine Studie zeigt: Die Gefahr für die Bewohner ist mindestens so hoch wie auf Kreuzfahrtschiffen....
https://www.tagesschau.de/investigativ/s...uenfte-101.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/coro...enfte-1.4912742
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