Fleischindustrie: Sie werden wie »Wegwerfmenschen« behandelt
Das Leben hat in Fleischfabriken keinen Wert. Nicht nur das der Tiere. Es herrschen unmenschliche Zustände. Eine Handvoll Schlachtkonzerne beutet Tausende Arbeitsmigranten aus. Pfarrer Peter Kossen über moderne Sklaverei — mitten in Deutschland.
In Deutschland isst man gerne Fleisch. Pro Kopf rund 59,5 Kilogramm im letzten Jahr. Der Gesamtverbrauch, in dem der Verbrauch von Tierfutter, die industrielle Verwertung sowie die Produktverluste berücksichtigt sind, summierte sich auf etwa 87,8 Kilogramm.
Um so viel Fleisch überhaupt bezahlen zu können, müssen die Produktionskosten – vor allem die Lohnkosten – auch gedrückt werden. Im fleischverarbeitenden Gewerbe liegt das durchschnittliche Gehalt aktuell bei 26.707 € brutto. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung lagen die Personalkosten pro Beschäftigten 2015 mit 29.356 € weit unter dem Durchschnitt der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (42.453 €) und dem Verarbeitenden Gewerbe (58.611 €). Dem gegenüber steht jährlich 364.908 € Umsatz für jeden Beschäftigten.
Die Bedingungen der Fleischindustrie sind nichts Neues, doch es brauchte eine Corona-Masseninfektion unter Angestellten eines Schlachthauses in der Nähe von Pforzheim, um die öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Mehrere fleischverarbeitende Großbetriebe mussten ihre Produktion einstellen. Das Corona-Kabinett der Bundesregierung beschloss am 20. Mai ein Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie. Doch um die Missstände zu korrigieren, reicht das noch lange nicht.
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