Neues Buch von Anna Kathrina Hahn
Fliegende Pfannkuchen
Die übersättigte bürgerliche Gesellschaft: Anna Katharina Hahns komischer und anrührender Generationenroman „Aus und davon“.
FRANZISKA WOLFFHEIM
Der Pfannkuchen hängt unter der Decke. Ein Symbol des Scheiterns. Und der Anarchie. Der kleine Bruno, Elisabeths stark übergewichtiger Enkel, hat den Pfannkuchen in einem Wutanfall nach oben befördert. Elisabeth, die sich vier Wochen um ihn und die Teenie-Enkelin Stella kümmern soll, ist mit der Aufgabe total überfordert. Was der Pfannkuchen, der sich nur sehr langsam von der Decke löst, ihr in aller Klarheit spiegelt.
Anna Katharina Hahn hat mit „Aus und davon“ einen komischen, zugleich anrührenden Familienroman geschrieben. Immer wieder legt sie die Schwachstellen ihrer Figuren frei, erspart sie ihnen keine Peinlichkeit, keinen Ausraster – und trotzdem steht sie ihnen bei, lässt sie sie nicht im Stich, erweist sie ihnen ihren Respekt. Hahn ist eine kluge, genaue Beobachterin, die den Bogen über vier Generationen spannt, sie ist ungemein fabulierfreudig und verwendet zahlreiche Perspektiv- und Zeitenwechsel.
Für Elisabeth, die immer in Gefahr ist, an den eigenen Perfektionsansprüchen zu scheitern, ist der Enkel-Job mehr Pflicht als Spaß. Aber sie will ihrer Tochter Cornelia, Physiotherapeutin, geschieden und alleinerziehende Mutter, eine Auszeit in den USA gönnen, weshalb sie auf Zeit in deren Wohnung im Stuttgarter Osten einzieht.
Danach geht alles schief, was schiefgehen kann: Bruno ist plötzlich verschwunden, und Elisabeth gerät in Panik. Später taucht er wieder auf, weigert sich aber, zum Unterricht zu gehen, weil er von seinen Mitschülern gemobbt wird. Stella betrinkt sich, nachdem ein Freund sie verlassen hat, und kotzt ihren Kummer gleich wieder aus – im häuslichen Flur.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/neues...n/25893354.html
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