Meena Kandasamy „Schläge“: Auch das ist ihre Rache
Meena Kandasamys autobiographischer, ganz erstaunlicher Roman „Schläge“.
Sie beginnt ihre Geschichte mit ihrem verlausten Haar und mit ihren schmutzigen, verhornten Füßen. Denn das war es, was ihre Mutter am meisten entsetzte, als es ihr gelungen war, zu ihren Eltern zu flüchten. Noch fünf Jahre später spricht ihre Mutter über das Haar und die Füße, über das andere spricht sie nicht. Das andere: dass ihre Tochter geschlagen wurde, vergewaltigt wurde, dass schließlich ihr Ehemann damit drohte, sie umzubringen. Fünf Jahre nach ihrer Flucht erzählt Meena Kandasamy ihre Geschichte und nennt es mit Absicht einen Roman. „Wenn Sie dieses Buch lesen, achten Sie auf die reine Kunstfertigkeit, die hier am Werk ist“, schreibt eine gewisse Deepa D., die offenbar anonym bleiben will (womöglich ist auch sie eine vor männlicher Gewalt Geflüchtete) im ebenfalls kunstfertigen Nachwort.
Meena Kandasamy, geboren 1984 im indischen Chennai, inzwischen in London lebend, hatte zwei Gedichtsammlungen veröffentlicht und den Roman „The Gypsy Goddess“, ehe 2017 im englischen Original „When I Hit Her“ erschien, nun übersetzt als „Schläge“ bei CulturBooks; den Untertitel „Ein Porträt der Autorin als junge Ehefrau“ gibt es auch im Original und er spielt an auf Dylan Thomas’ „Porträt des Künstlers als junger Hund“.
Meena Kandasamy besteht darauf, auch mit diesem Buch ganz Profi zu sein, ihren Beruf auszuüben: Schriftstellerin. Sie unterläuft mit erheblichem und originellem ästhetischem Gestaltungswillen alle Erwartungen, die der Bericht einer geschlagenen Frau erst einmal weckt. Von den zwei Langgedichten ähnelnden Aufzählungen über sich und die Männer, die sie verlassen haben, bis zur Satire, bis zur Komödie (das Gejammer ihrer Mutter über die Läuse), so formt sie zwischendurch ihre Geschichte.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/meena...e-13789125.html
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