Die Hassmaschine
Wie Facebook beim Hass im Netz versagt
Mordaufrufe, Nazi-Symbole und Holocaustleugnung – die Analyse von 2,6 Millionen Posts und Kommentaren aus rechten Facebook-Gruppen zeigt, wie Facebook beim Hass im Netz versagt. Eine Recherche von BR, NDR und WDR.
Zwei bis drei Wochen lang zweifelt Michael* am Holocaust. An Geschichte, wie sie in Schulbüchern steht. Aus dem industriellen Massenmord des Nationalsozialismus wird für ihn ein Ereignis, das eigentlich die Juden und die Amerikaner mitorganisiert hätten. In einer privaten Facebook-Gruppe, der Michael 2015 beigetreten ist, gilt diese unter Neonazis beliebte Verschwörungserzählung als Realität. Die Medien lügen, lenken ihn von der Wahrheit ab, denkt Michael und will mehr Gruppen finden, in denen solche Themen diskutiert werden. Er muss nicht lange suchen. Facebook hilft ihm.
In den folgenden Wochen und Monaten wird Michael fast 200 Gruppen beitreten – nach eigenen Angaben geleitet durch Vorschläge des Facebook-Algorithmus. Anfangs ist er fasziniert, bald entsetzt, dann angewidert von dem Hass und der Verachtung, die er dort findet. Heute bilden die Gruppen, in denen er Mitglied war, die Grundlage für den bisher tiefsten Einblick in eine rechte, mitunter rechtsextreme Schattenwelt im weltweit größten Netzwerk. Denn Michael teilt die Gruppenliste mit Reporter*innen von BR, NDR und WDR. Diese werten viele der meist privaten Gruppen, oft mit vielen Tausenden Mitgliedern, systematisch aus. Mit einer einfachen Schlagwortsuche finden sie weit mehr als tausend mutmaßlich strafbare Inhalte: Von Holocaustleugnung, bis zu hundertfachen Aufrufen zu Mord und Vergewaltigung. Auch Terrorverdächtige waren in den Gruppen aktiv.
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