Das Handy als Wanze
Eigentlich soll die mächtige Überwachungssoftware des Unternehmens NSO Verbrecher jagen. Doch immer wieder geraten Journalisten ins Visier - wie ein preisgekrönter Reporter aus Marokko.
Es waren Dinge, die Omar Radi anderen eigentlich im Vertrauen erzählt hatte - doch jetzt waren sie plötzlich im Internet nachzulesen. Der Inhalt eines Gesprächs mit einem amerikanischen Wissenschaftler etwa, das er über die verschlüsselte Messenger-App Signal geführt hatte, war plötzlich frei zugänglich. Auch wer ihm wann Geld überwiesen hatte, stand auf einer Seite für Klatschnachrichten. Offenkundig las also jemand mit - auf Radis Telefon. Und das ist ein Problem, denn Omar Radi ist Journalist, ein preisgekrönter sogar. Wenn jemand seine Kommunikation mitlesen kann, heißt das auch: dass seine Quellen auffliegen und in Gefahr geraten könnten.
Vermutlich, und das macht es besonders problematisch, waren es marokkanische Behörden, die Omar Radi ins Visier genommen haben. Sie nutzten dabei offenbar eines der mächtigsten Spionage-Werkzeuge der Welt: IT-Experten von Amnesty International fanden bei einer forensischen Untersuchung von Omar Radis Smartphone nämlich Spuren der Software "Pegasus". Dies geht aus einem Bericht hervor, den die Süddeutsche Zeitung und andere Medienhäuser des Forbidden-Stories-Netzwerks, das sich dem Schutz von Journalisten weltweit verschrieben hat, vorab einsehen konnten.
Mal wieder wurde demnach ein Journalist mithilfe von Software ausspioniert, die eigentlich zur Jagd auf Verbrecher entwickelt wurde. Mal wieder stammt sie wohl von einem Unternehmen, das schon früher in der Kritik stand, beim Ausspionieren von Journalisten behilflich zu sein.
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https://www.sueddeutsche.de/digital/nso-...-radi-1.4943316
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