Im Visier vietnamesischer Hacker

Kein Ort ist sicher
Eine Hackergruppe aus Vietnam spioniert seit Jahren gezielt Dissident*innen aus. Auch in Deutschland, wie Recherchen von BR und „Zeit Online“ zeigen. Die Opfer fühlen sich ziemlich allein gelassen.

Die 200 Euro Teilnahmegebühr hat Bui Thanh Hieu schon überwiesen, als er eine Warnung hört. Er will auf einer Konferenz bei Stuttgart einen Vortrag halten. Doch dann der Hinweis: Der vietnamesische Geheimdienst könnte die Veranstaltung unterwandert haben. Bui Thanh Hieu ist einer der bekanntesten Blogger aus Vietnam. Die meisten Menschen in Deutschland kennen Vietnam als Urlaubsland mit schönen Stränden und gutem Essen. Bui dokumentiert die andere Seite: den Ein-Parteien-Staat, der fast jeden einschüchtert, der Kritik äußert. Der Korruption und Behördenwillkür duldet.

Für eine Bevölkerung, die eine freie Presse nur vom Hörensagen kennt, filmte er Schlagstöcke, die auf Menschen niederprasseln. Wegen seiner Arbeit wurde er von Sicherheitskräften festgesetzt, „bestimmt ein Dutzend Mal“, wie er sagt. 2013 floh er nach Deutschland, seither lebt und arbeitet Bui Thanh Hieu in Berlin. Hunderttausende folgen ihm auf Facebook, dort nennt er sich „der Windhändler“. Natürlich wolle er eines Tages wieder zurück nach Hause, „aber dort müsste ich wieder ins Gefängnis“, erzählte er in einem Interview. Seine Familie in Vietnam würde von der Polizei aufgesucht und beschimpft, dass sie ihr Kind nicht besser erzogen hätte.
Hunderttausende Menschen flüchteten nach dem Ende des Vietnamkriegs vor dem Hunger und dem Terror des kommunistischen Regimes aus dem Land. Seit 2002 treffen sich die Mitglieder eines Vereins von Exil-Vietnames*innen jährlich, mal in Frankreich, mal in den USA, 2018 in der Nähe von Stuttgart. Vier Tage lang wollen sie über eine bessere Zukunft Vietnams diskutieren. Eine, in der Menschen mit anderer Meinung nicht in Gefängnissen landen und dort mitunter gefoltert werden.

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