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Hotel der Schlaflosen

#1 von Sirius , 12.10.2020 17:36

RALF ROTHMANN

Der Realismus und sein Henker

„Hotel der Schlaflosen“ heißt der neue Erzählungsband Ralf Rothmanns, der die Leser mit Geschichten vom Tod konfrontiert.
Kein Roman Ralf Rothmanns und keine Erzählung, die nicht davon handelten, dass ein Menschenleben ungeschützte Angriffsflächen bietet, auch jetzt wieder in der Geschichte „Wir im Schilf“. Es ist die erste seines Erzählungsbandes „Hotel der Schlaflosen“, geprägt von der Anteilnahme eines Autors, der seiner Figur zur Seite steht durch eine ungeheure Aufmerksamkeit.
Anteilnahme bei einem letzten Schritt, einem Schritt ins Freie, für die Frau, eine Geigerin, nicht leicht, denn sie mochte das Leben, aber plausibel nach der niederschmetternden Diagnose. Ein Schritt auf den Stuhl, ein Schritt über das Fensterbrett hinaus, ein Entschluss, der sich „von selbst ergab“. Ein letzter Atemzug, der todkranke Mensch ist ein durch und durch durchlässiges Wesen, intensiv die Berliner Luft. Die elf Erzählungen Ralf Rothmanns, zusammengefasst in dem ersten Erzählungsband seit 2012, konfrontieren mit dem „kalten Ernst und der himmelschreienden Eleganz des Todes“.

Empathie immer wieder, unbedingt auch in den beiden letzten Romanen, „Im Frühling sterben“ (2015) und „Der Gott jenes Sommers“ (2018) angesichts unverhohlener Gewaltverhältnisse in den letzten Kriegswochen 1945 und den ersten Jahren Nachkriegszeit. Den Verbrechen der Nazizeit folgten Verdrängungen der Nachnazizeit auf dem Fuße.

Nun nimmt Rothmann den Leser in vier Erzählungen erneut mit ins Ruhrgebiet, in den Umkreis der (eigenen, dort verbrachten) Kindheit. Ein Vorort von Oberhausen wird zum Schauplatz der Begegnung mit einem nie zuvor gesehenen Menschen, der im Bademantel Vater und Sohn bedroht mit einer Pistole, die der Vater als ehemaliger Wehrmachtssoldat zu identifizieren weiß, eine „Sauer 38“. Dass er den Fremden wegen seines Äußeren „Geronimo“ nennt – eine Kränkung. Steht doch der Sohn bei seinen Indianerspielen auf der Seite der Apachen, jetzt jedoch ist es ausgerechnet der Vater, in dem der Junge immer einen Cowboy vermutete, schon wegen seiner Vergangenheit als Kuhmelker, der ungemein souverän die äußert brenzlige Situation entschärft, offenbar ohne Angst. Weil dem Soldaten die Todesnähe nur zu vertraut war? Ein Abenteuer in einer nicht ganz wirklichen Schwebe - doch eher Lebensgefahr.

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/der-r...r-90065740.html


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Sirius
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