Eingesperrt: Die erste Gemeinde in Corona-Quarantäne
In Österreich muss erstmals eine ganze Gemeinde in Quarantäne. Die Einwohner sind ratlos - und verlieren langsam die Geduld.
Bis in die Täler hängen die Nebelschwaden, es ist kalt und nass. Das Orange und Gelb der Föhren erinnert an den goldenen Herbst, der in den Alpen immer besonders schön ist. In diesem Jahr ziehen die Bewohner der Gemeinde Kuchl im Salzburger Land wehmütig Bilanz. Trotz Corona war es ein gutes Jahr: Die Gästezahlen waren fast auf dem Niveau des Vorjahres. Viele kamen aus Deutschland, aber auch aus anderen europäischen Staaten. Einheimische reisten an, weil sie ihnen exotische Ziele verwehrt waren. Doch über Nacht hat sich die Lage in Kuchl dramatisch verändert. Die 7.500 Einwohner zählende Gemeinde wird abgeriegelt und komplett unter Quarantäne gestellt.
Die Bewohner dürfen den Ort nicht verlassen, niemand darf rein. 88 positiv auf das Coronavirus getestete Personen sind der Grund. Die Einwohner sind verstört: „Wir haben nicht überheblich gefeiert, es gibt keine ausufernden Partys bei unseren Jugendlichen“, sagt eine Unternehmerin aus dem Ort. Sie kann nicht nachvollziehen, woher die Ansteckungen gekommen sein könnten.
In der Gemeinde ist eine Schule für Holztechnik. Die Schüler kommen unter anderem aus Bayern und Südtirol. Auffällig geworden sei bisher niemand. Auch die Zahl der Erkrankten gibt keinen Hinweis. Man kenne nun zwar auch persönlich Leute, die einen positiven Test haben. Doch den radikalen Schnitt, der über Nacht über den Ort verhängt wurde, verstehen die Einwohner nicht. Ja, man habe von zwei Personen gehört, die ins Krankenhaus gebracht worden seien, sagt ein Bewohner. Aber die seien alt gewesen und hätten Vorerkrankungen gehabt.
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