Rechtsextremismus bei der Polizei
Hakenkreuz aus Munition
Der Skandal um rechtsextreme Chatgruppen in NRW weitet sich aus. Immer neue Fotos tauchen auf, darunter ein Hitlergruß vom Autodach herab und SS-Runen auf Weihnachtskugeln.
Von Christian Wernicke, Düsseldorf
Ein Polizist sortierte die Patronen seiner Dienstmunition säuberlich zu einem Hakenkreuz, um dann ein Foto an die Kollegen zu versenden. Ein zweiter Beamter teilte per WhatsApp Schnappschüsse von Weihnachtskugeln, die SS-Runen oder die Aufschrift "Sieg-Heil" zeigen. Ein anderer Streifenpolizist zog die persönliche Pose vor: Er stellte sich breitbeinig auf die Dächer zweier Dienstfahrzeuge und zeigte den Hitlergruß.
Diese und andere rechtsextreme Auswüchse in den Reihen der nordrhein-westfälischen Polizei hat am Donnerstag Landesinnenminister Herbert Reul offengelegt. Der CDU-Politiker kündigte an, mit aller Schärfe gegen Rechtsextremisten in der Polizeitruppe vorzugehen: Er wolle "sofort dafür sorgen, dass diese Personen keine Uniform mehr tragen", sagte Reul im Ausschuss, "solche Vorwürfe setzen die Axt an die Grundpfeiler unseres demokratisch verfassten Rechtsstaats."
Ausgelöst hatte den Polizeiskandal das Gebaren rechtsextremer Chatgruppen vor allem in der Wache in Mülheim an der Ruhr. Nun musste Reul einräumen, dass sich die Erkenntnisse stetig ausweiten. Aktuell ermitteln über hundert Beamte einer Sondereinheit namens "Janus" gegen ihre Kollegen, bisher haben sie erst etwa 40 Prozent der bei Razzien sichergestellten Datenträger mit einem Volumen von insgesamt 25 Terabyte gesichtet. "Das entspricht 10,5 Millionen Stunden Film oder rund 14 Millionen Büchern," erläuterte Reul.
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