Sommer, Sonne, Rechtsextremismus
Björn Höcke wirkt nach Verurteilungen und internem Streit angeschlagen. Im Wahlkampf treibt er die Radikalisierung seiner Partei voran.
Trillerpfeifen, Tröten und Pfiffe hallen über den Saalfelder Marktplatz. „Unsere Nationalität heißt Mensch“, steht auf einem Banner, das mehrere ältere Damen auf dem Marktplatz zwischen Fachwerkhäusern, einer Polizeikette und zahlreichen Menschen halten. Die „Omas gegen Rechts“, Antifa-Gruppen, Linksjugend, Jusos und die Initiative „Stadt, Land, bunt“ haben sich hier an diesem Samstag Ende Juli versammelt, um gegen einen Auftritt des Rechtsextremisten Björn Höcke zu demonstrieren, dem Spitzenkandidaten der AfD in Thüringen bei der anstehenden Landtagswahl am 1. September. Der Marktplatz ist zweigeteilt, auf beiden Seiten stehen rund 500 Personen.
Auch Gewerkschaften und Kirchen hatten zum Gegenprotest aufgerufen, der örtliche Pfarrer hielt eine Rede, ebenso gab es eine Tanzeinlage zum 90er-Sommerhit Macarena. Der Protest ist lautstark und nicht zu ignorieren – auch wenn Zäune der Polizei die Proteste für ein weltoffenes Thüringen von der AfD-Wahkampfkundgebung abschirmen, übertönt die Gegendemo immer wieder den Beifall der AfD-Anhänger.
Höcke, der sich gerne als Opfer und verfolgter Dissident inszeniert, aber als Landtagsabgeordneter bei Auftritten in der Regel komplett abgeschirmt in einer Limousine mit mehreren Personenschützern vom LKA vorfährt, hält den Widerspruch heute nicht gut aus. Auf der Bühne wird er sauer. Er spricht angesichts des lauten Gegenprotests von einem „Angriff auf die AfD-Versammlung“, unterbricht mehrfach seine Rede und fordert ein Eingreifen der Polizei auf der Gegendemo.
In diesem Moment bekommt man einen Vorgeschmack davon, was Höcke machen würde, wenn die AfD politisch nicht so isoliert und er an der Macht wäre: „Nochmal, liebe örtliche Kräfte der Polizei: Wenn das nicht funktioniert, bin ich danach auf der örtlichen Polizeidienststelle und mit mir 1.000 Leute, die vor mir stehen!“, ruft er. Eine unverhohlene Drohung gegen die Polizei. Seine Anhänger vor der Bühne johlen, rufen „Bravo!“ und applaudieren. Fotos der Veranstaltungen belegen, dass mindestens ein bekannter Neonazi vor der Bühne steht.
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