AfD-Abgeordnete bezahlte "Compact"-Frontfrau
Parteibücher, Wahlkampf, Jobs: "Compact" war eng mit der AfD verwoben. Nach Informationen von ZEIT ONLINE arbeitete eine Führungsfigur sogar für die AfD im Bundestag.
An dem Tag, als das rechtsextreme Magazin Compact verboten wurde, lud die AfD-Bundestagsabgeordnete Christina Baum ein Video auf Facebook hoch. Sie erklärte sich darin mit Compact "solidarisch". Mit dem Verbot, so sagte sie, seien die Grundrechte der Presse- und Meinungsfreiheit "zur Farce verkommen". Die Bundesregierung zeige ihren "totalitären Charakter". Was sie in dem Video nicht verriet: In welchem Verhältnis sie selbst zur Compact-Redaktion stand. Konkret: dass eines der Gesichter des Mediums nach Informationen von ZEIT ONLINE bis zuletzt für sie gearbeitet hat – Stephanie Elsässer, die Ehefrau des Compact-Gründers Jürgen Elsässer.
Seit Mitte Juli ist Compact verboten. Knapp 14 Jahre nach seiner Gründung durchsuchte die Polizei Redaktionsräume und Wohnungen in mehreren Bundesländern. Das Bundesinnenministerium begründet das Verbot damit, dass das Magazin sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtet habe, Compact habe eine "kämpferisch-aggressive Haltung gegenüber der verfassungsmäßigen Ordnung" eingenommen. Die Compact-Firmen würden ihre Medienerzeugnisse als Sprachrohre für diese Agenda missbrauchen. Jetzt werfen Verbindungen zwischen Compact und der AfD neue Fragen auf. Wie eng waren Teile der AfD mit Compact verbandelt?
Der Fall von Stephanie Elsässer zeigt beispielhaft, wie fließend sich einige Redaktionsmitglieder zwischen Magazin und Partei bewegten. Elsässer, heute 56 Jahre alt, ist promovierte Werbepsychologin. Früher engagierte sie sich in Gießen in der CDU, 2017 trat sie der AfD bei. Im Jahr darauf war sie Ersatzkandidatin der AfD für die hessische Landtagswahl. Im Juli 2022 heuerte sie nach Informationen von ZEIT ONLINE im Büro der AfD-Bundestagsabgeordneten Christina Baum als Mitarbeiterin an. Elsässer ließ Fragen zu der Doppelfunktion unbeantwortet. Baum sagte auf Nachfrage nur, sie gebe "prinzipiell keine Auskunft zu Mitarbeitern".
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