Ärzte unterschlagen systematisch Interessenkonflikte
Eine jahrelange Recherche von BuzzFeed News zeigt, dass zehntausende Ärzt:innen von der Pharma-Industrie gefördert werden, dies aber systematisch nicht transparent machen. Auch hochrangige Mediziner:innen aus Deutschland verstoßen gegen die wissenschaftlichen Standards.
Viel weiter als Reinhard Büttner kann ein Arzt in Deutschland nicht aufsteigen. Büttner ist Direktor der Pathologie in Köln, leitet ein Team mit mehr als 30 Ärzt:innen, ist Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina. Büttners Wort hat Gewicht: Seine Studien werden von hunderten anderen Wissenschaftler:innen zitiert.
Gleichzeitig ist Büttner Unternehmer. Die Pharmaindustrie schätzt seine Dienste. Büttner ist Berater für Pharma-Konzerne und hat 2005 sogar eine eigene Biotech-Firma mitgegründet. Bis heute ist er deren Mitbesitzer und wissenschaftlicher Leiter. Die Firma hat mehr als 100 Mitarbeiter:innen und bietet Analysen für die „internationale pharmazeutische und diagnostische Industrie“ an, macht laut Büttner zehn Millionen Euro Umsatz im Jahr. Büttner gehört ein Drittel der Firma.
Das Problem: In vielen seiner Veröffentlichungen macht Büttner diese intensiven, finanziellen Beziehungen zur Pharma-Industrie nicht transparent.
BuzzFeed News Deutschland hat 62 Veröffentlichungen von Büttner seit 2010 analysiert. Nur in sieben dieser Veröffentlichungen hat Büttner seine kommerziellen Verbindungen als Interessenkonflikte angegeben, in 55 aber nicht. Kein Wort von der Biotech-Firma, die er mitgegründet hat. Kein Wort über seine Berater-Tätigkeiten für Pfizer und Novartis, über Honorare von Astra Zeneca, Boehringer Ingelheim, Merck, Roche, Novartis und Lilly oder darüber, dass er in den Jahren 2015 bis 2019 insgesamt mindestens 200.000 Euro von der Pharmaindustrie erhalten hat.
Zwei Beispiele: In einem Paper über die Diagnose von Lungenkrebs aus dem Juli 2020 gibt Büttner keine möglichen Interessenkonflikte an, obwohl seine Mitautoren zahlreiche Angaben machen. Und in einem Artikel über Krebsdiagnostik und -therapie im Deutschen Ärzteblatt von 2013 gibt ein Mitautor Verbindungen zu Amgen, Apceth, AstraZeneca, Falk, Merck, Roche, Abbott, ECM, GSB, MedCongress, Pfizer und Siemens Healthcare an. Büttner gibt keine Interessenkonflikte an, obwohl laut einer anderen Veröffentlichung von 2013 auch er Verbindungen zu Pfizer, Roche und Novartis hatte.
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