Ella Carina Werner: "Der Untergang des Abendkleides"
"Debatten sind von Moralismus und Polarisierung bestimmt. "Titanic"-Redakteurin Ella Carina Werner macht es anders: Sie lauscht in ihrem neuen Buch einem grotesken Alltag, will aber nicht recht haben.
Es bedarf nicht viel Mühe und noch weniger Fantasie, sich das komplette Humorwesen im Land als germanisches Dorf vorzustellen. Der Bürgermeister macht Blasmusik im Festzelt, während die Kindergärten überfüllt sind und in der Kneipe auf den Stammtischen getanzt wird. Im ausverkauften Gemeindesaal führt ein Stadtrat raunend Klage darüber, dass der Gemeindesaal nicht wesentlich größer und demnächst geschlossen ist, vielleicht, wer weiß?
Auf den Marktplätzen brüllen sich die angeblich Hirnlosen und die angeblich Herzlosen jedweder Herkunft und Hautfarbe gegenseitig nieder, während eine kleine Fraktion an Irren die Stufen zum Rathaus stürmt. Obwohl es ziemlich laut ist, kann man die verblichenen Größen draußen auf dem Friedhof rotieren hören. Es ist ein permanentes Surren. Ein Witzbold schlägt vor, man müsste nur Dynamos an die Gräber anschließen, um daraus Strom für das ganze Dorf … aber der Witzbold liegt bald selbst mit gecancelten Knochen in der Gosse..."
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...b9-5f6198090033
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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