Franz Kafka: Ein Landarzt

Franz Kafkas "Ein Landarzt" ist ein schmaler Band mit Erzählungen. 2016 illustrierte Kat Menschik die Geschichten - und im Jubiläumsjahr erscheint das Bändchen noch einmal in neuer Aufmachung.
von Maren Ahring

Knallpinker Einband, lila Farbschnitt und leuchtend gelbes Vorsatzpapier! Wenn Sie sich vor grellen Farben fürchten, sollten Sie lieber die Finger von diesem Buch lassen. Wer hätte gedacht, dass die Erzählungen Kafkas mal so bunt und modern daherkommen können wie in diesem Buch - zumindest rein optisch betrachtet.
Der Band "Ein Landarzt" enthält 14 Geschichten, die Franz Kafka in den Jahren 1914 bis 1917 schrieb. Viele entstanden im Goldenen Gässchen, Haus Nr. 22 in Prag. 2016 illustrierte Kat Menschik die Geschichten, und im Jubiläumsjahr erscheint das Bändchen nun noch einmal in neuer Aufmachung. Die Illustratorin verriet kürzlich in einem Zeitungsinterview, was sie an Kafka so sehr begeistert: "Die Texte von Kafka, (…) sind in so vielen fantastischen Ebenen geschrieben, traumgleich überlagern sich Realitäten, scheinbare Gewissheiten werden spielend leicht auf den Kopf gestellt. Ich liebe das. Und schon immer regte das meine eigene Fantasie in der Form an, dass ich den Drang verspürte, selbst kreativ zu werden."

Ohne Zweifel: Kreativ ist diese Buchgestaltung. Jede Erzählung beginnt mit einer Illustration: mal bunt, mal holzschnittartig, mal unheimlich. Zum Beispiel bei der titelgebenden Erzählung "Ein Landarzt": Da blicken einen ein Pferd und ein Junge direkt an. Der Junge hat ein verschattetes Gesicht, sieht krank aus; über seinem Kopf hängen Spritzen, auf seiner Bettdecke tummeln sich Maden. Braun und Grautöne dominieren und stimmen auf die düstere, rätselhafte Geschichte Kafkas ein. Ein Landarzt wird in einer winterlichen Nacht zu einer Bauernfamilie gerufen, deren Sohn krank ist:
In seiner rechten Seite, in der Hüftengegend, hat sich eine handtellergroße Wunde aufgetan. Rosa, in vielen Schattierungen, dunkel in der Tiefe, hellwerdend zu den Rändern, zartkörnig, mit ungleichmäßig sich aufsammelndem Blut, offen wie ein Bergwerk obertags. (…) Armer Junge, dir ist nicht zu helfen. Ich habe deine große Wunde gefunden; an dieser Blume in deiner Seite gehst du zugrunde.

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