Erntezeit: Spargel, Erdbeeren & Ausbeutung
Es ist wieder Erntezeit. Die Feldarbeit wird vor allem von mobilen Beschäftigten erledigt. In Niedersachsen gab es erst kürzlich einen Corona-Ausbruch auf einem Spargelhof. Zu miesen Unterkünften und mangelnden Hygienstandards gesellt sich oft noch Lohndumping hinzu. Mehr Schutz für Saisonarbeitskräfte durch die Politik fordert das #schlaglicht 20/2021.
Schon allein durch seine Fläche ist Niedersachsen ein agrarwirtschaftlich geprägtes Land. Ende Mai läuft die Arbeit auf den Feldern bereits auf Hochtouren. Zurzeit wird überall Spargel gestochen. Und wenn die Sonne noch mitspielt, sind bald auch die Freiland-Erdbeeren soweit. Die Kundschaft kann sich also über frische Ware freuen. Allerdings zahlen die größtenteils aus Osteuropa kommenden mobilen Beschäftigten, die die Ernte hauptsächlich einholen, dafür einen hohen Preis. Soziale Nachhaltigkeit? Oft genug abgemeldet!
Aktuelles Beispiel: Auf Druck der Landwirtschaftslobby hat die Bundesregierung die Situation der Saisonarbeitskräfte deutlich verschärft. Die Möglichkeit der kurzfristigen Beschäftigung wurde von 70 auf 102 Tage verlängert. Bereits im Vorjahr waren durch diese Regelung im Juni über 72.000 Beschäftigte in der Landwirtschaft ohne Sozialversicherung. Über ein Fünftel von ihnen stand auf einem Acker in Niedersachsen (siehe Grafik). Eine ähnliche Größenordnung dürfte nun erneut betroffen sein. Im Bundesrat hat die Landesregierung dennoch keinen Einspruch erhoben. Für billige Arbeitskräfte wird der sozialstaatliche Versicherungsschutz inmitten einer Pandemie weiter ausgehöhlt.
Dabei wäre dieser mehr als nötig. Auf einem Spargelhof im niedersächsischen Kirchdorf ist vor einigen Wochen Corona ausgebrochen. Bis heute haben sich 130 Saisonarbeitskräfte infiziert. Über Wochen durften die negativ getesteten Beschäftigten ihre Quartiere nur für die Schufterei auf den Feldern verlassen. Arbeitsquarantäne schimpft sich diese unsägliche Praxis. In der Zwischenzeit sind noch schwerere Vorwürfe gegen den Betrieb laut geworden. Von vorenthaltenen Löhnen und knappen Lebensmitteln ist die Rede.
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https://niedersachsen.dgb.de/themen/++co...56-001a4a160123
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