Warnsystem Cell Broadcast
Die bürokratische Verhöhnung des 21. Jahrhunderts
Eine Kolumne von Sascha Lobo
Warum gibt es in Deutschland das zuverlässige Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast nicht? Das hat drei niederschmetternde Gründe: lächerlichen Geiz, peinliche Parteipolitik der CDU und tödliche Besserwisserei.
Lassen Sie uns ein kleines Ratespiel zur digitalen Infrastruktur machen. Welches Land unter den zehn reichsten Nationen der Welt hat im Jahr 2021 als einziges weder ein Cell-Broadcast-Warnsystem für Katastrophen, noch plant es konkret die Einführung? Sie haben so viele Rateversuche, wie es Bundeskanzlerinnen in den letzten sechzehn Jahren gab.
Ja, das ist – meine Güte, wieder einmal! – die bittere, deutsche, antidigitale Realität, die in den vergangenen Tagen viele, viele Menschenleben gekostet haben dürfte. Die USA, China, Japan und Kanada haben längst solche handybasierten Warnsysteme, und Indien, Brasilien, Italien, Frankreich und Großbritannien sind dabei, sie umzusetzen.
Cell Broadcast ist nicht gleichbedeutend mit einer Massen-SMS, auch wenn das immer wieder dahingesagt wird. Stattdessen schickt der Netzbetreiber eine bis zu 1395 Zeichen lange Push-Nachricht an alle Geräte, die sich in einer bestimmten Funkzelle befinden. Sie erscheint automatisch auf dem Display und kann sogar Links ins Internet enthalten. Cell Broadcasts werden weltweit im Katastrophenfall eingesetzt, weil sie oft auch dann noch funktionieren, wenn die Netze eigentlich überlastet sind, und weil jede Person, die ein angeschaltetes Handy besitzt (es muss kein Smartphone sein), gewarnt wird.
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https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli...7a-feed75b18f65
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