Lügen und Hetze im Berliner „Corona-Ausschuss“
Im Impfstoff ist „so etwas wie lebendige Kraken“
Mit wirren Theorien schürt der „Corona-Ausschuss“ Angst vor dem Impfen. Jetzt will er als gemeinnützig anerkannt werden.
SEBASTIAN LEBER
Wie viele Falschinformationen, Fehlprognosen, NS-Relativierungen und Spendenaufrufe (fürs eigene Konto) passen in eine Youtube-Sendung?
Kommt darauf an, wie lang sie ist. Die neueste Folge des sogenannten „Corona-Ausschusses“ dauert fünf Stunden und 55 Minuten, das ist guter Durchschnitt für dieses Format, und es fällt schwer, sich zu entscheiden, welche Momente dieses Mal zu den perfidesten gehören.
Da ist der Experte, der warnt, Ungeimpfte könnten bald abgeholt und in Konzentrationslager gesteckt werden. Es drohe eine „Menschenjagd“, und liebende Eltern müssten ihre Kinder dann zuhause vielleicht unter den Brettern des Fußbodens verstecken, damit diese nicht totgespritzt würden.
Da ist der Mann, der behauptet, Israels Regierung führe gerade einen Holocaust an der eigenen Bevölkerung durch („Das sieht man daran, wie viele Menschen an den Impfungen sterben“). Ein Gast erklärt, im Impfstoff gegen Corona befänden sich „so etwas wie lebendige Kraken“. Niemand in der Runde zweifelt das an.
Während Youtube mittlerweile konsequenter gegen Falschinformationen zum Coronavirus vorgeht und erst diese Woche mehrere Kanäle gesperrt hat, bleibt einer der schlimmsten und populärsten Verbreiter von Lügen bislang weitgehend unbehelligt. Jede Woche sind die Ausschusssitzungen, die von der Berliner Firma „Ovalmedia“ des Filmemachers Robert Cibis in einer Wohnung in Moabit aufgezeichnet werden, live auf Youtube und anderen Streaming-Plattformen zu sehen. Die Links werden anschließend zigtausendfach von Verschwörungsgläubigen über Telegram, Whatsapp und Twitter geteilt.
In den Sitzungen lassen die vier Gründer stundenlang Coronaverharmloser und Impfgegner aus dem In- und Ausland zu Wort kommen, zwischendurch wird immer wieder dazu aufgerufen, den Ausschuss mit Spenden zu unterstützen.
Diese Spenden könnten nun deutlich zunehmen: Denn der Corona-Ausschuss pocht auf Gemeinnützigkeit. Damit wären Geldspenden künftig von der Steuer absetzbar.
Auf Telegram haben die Macher jetzt „gute Nachrichten“ verkündet: Man habe soeben „erfahren, dass der Anerkennung des Corona-Ausschusses als gemeinnützig von Seiten des Finanzamts nichts mehr im Weg“ stehe. Damit löse sich „ein langer, zäher Kampf“ in Wohlgefallen auf.
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https://www.tagesspiegel.de/themen/repor...n/27670234.html
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