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Michael Kleeberg : „Glücksritter“

#1 von Sirius , 27.10.2021 16:47

Hans im Unglück
Michael Kleeberg hat mit „Glücksritter“ eine Liebeserklärung an seinen Vater geschrieben

Goethe, immer wieder Goethe. Seit Jahren musste sich der Schriftsteller Michael Kleeberg von seinem Vater auf diesen Säulenheiligen aller Studienräte ansprechen lassen. Ob er denn nicht zur Abwechslung mal etwas Heiteres, Leichtes schreiben wolle, das sich gut verkaufe, hatte der alte Herr seinem Sohn wiederholt empfohlen. So was wie die Italienische Reise. Ein nettes, unterhaltsames Buch. Italien komme doch immer gut an: „Damit hättest du Erfolg“, sagt er. Erfolg: ein Wort wie ein Fallbeil. Ganz besonders für Kleeberg, einen der Lieblinge des deutschen Feuilletons, vielfach preisgekrönt für Romane wie Karlmann und Das Amerikanische Hospital – und im November 2013 im Literaturhaus Berlin mit einem Kolloquium zum Gesamtwerk geehrt. Wenn er kein erfolgreicher Autor ist, dann gibt es wohl überhaupt keinen erfolgreichen Autor. Oder?
In Michael Kleebergs autobiografischem Essay Glücksritter. Recherche über meinen Vater ist dieser Verweis auf Goethe ein Running Gag. Er gipfelt darin, dass Kleeberg senior bei der hochkarätig besetzten Werksbegehung im Literaturhaus auftaucht und im Gespräch mit einem renommierten Germanisten die Italien-Goethe-Nummer auspackt. Ohne dass es vieler Worte bedarf, macht Kleeberg bei seiner Rekonstruktion dieses Dialogs spürbar, wie sich das Niemals-ankommen-Können im Kulturbetrieb für Menschen aus nicht allzu buchaffinen Elternhäusern anfühlt. Erst recht dann, wenn man nachher Anerkennung finden will als „richtiger Schriftsteller“, und zwar in der eigenen Familie ebenso wie in der Fachwelt.

Denn Erfolg, den definiert Kleebergs Vater anders als diejenigen, die sich materiell noch nie Sorgen machen mussten. Er verkaufte Versicherungen, sein im Buch sprachlich genau geschildertes Erwerbsleben verlief nicht linear im Sinne des kapitalistischen Versprechens, nach dem es jeder zu was bringen kann, wenn er sich nur genug anstrengt. Nein, dieser Vater gehört dem Milieu an, für das sich der abwertende Begriff des Kleinbürgertums etabliert hat und dem es um das Streben nach finanzieller Sicherheit geht, auch um den sozialen Aufstieg, der sich doch bitte schön auf dem Bankkonto bemerkbar machen möge.

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/cbaron/hans-im-unglueck


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Sirius
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